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Das Oktoberfest in München ist auch für viele Tiroler jedes Jahr ein Anziehungspunkt. Wir sprachen mit passionierten Wiesngängern, -kennern und Gastronomen über das Aus für das heurige Volksfest.
Von Dalia Föger
München – Es wurde schon seit Wochen spekuliert und gemutmaßt, seit Dienstag ist es offiziell: Das größte und beliebteste Volksfest der Welt, das Oktoberfest in München, findet heuer nicht statt.
„Das Risiko ist einfach viel zu hoch, es tut uns weh, es ist unglaublich schade“, hieß es da von Seiten des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder und Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter. Auch eine verkleinerte Form des Oktoberfestes sei keine Alternative, so Söder: „Die Wiesn findet richtig statt, gscheit oder gar nicht.“
Verständnis für diese Maßnahme zeigen auch Tiroler, die mit dem Oktoberfest verbunden sind. „Diese Entscheidung musste sein. Auf einem Volksfest Abstandsregelungen einzuhalten, ist illusorisch. In Restaurants mit einer überschaubaren Anzahl an Tischen geht das, aber in einem Bierzelt mit mehreren tausend Plätzen, Musik und Alkohol wird es nicht durchzusetzen sein“, so Stiftskeller- und Bierstindl-Wirt Burkhard Pederiva.
Die Wiesnwirte reagierten zwar mit großem Bedauern, aber auch großem Verständnis, schließlich hat die Gesundheit der Gäste generell einfach Priorität. Nur die Absage ist für Münchens Gastronomen ein herber Schlag.
Auch der Finkenberger Hotelier Daniel Stock kennt durch viele seiner bayerischen Stammgäste den Kult um die „Fünfte Jahreszeit“ und ist auch selbst seit jungen Jahren von der Wiesn fasziniert.
„Beim Gedanken, das Oktoberfest fällt heuer aus, sind viele meiner bayerischen Freunde wirklich kurzfristig in ein Loch gefallen. Der bunte Trachtenaufmarsch, die, opulenten Wiesnzelt-Dekorationen, prachtvollen Brauereigespanne samt der ganzen Lebensfreude, das alles gibt’s heuer nicht. Mir wird die Leichtigkeit des Münchner Seins fehlen und die menschliche Nähe. Die vermisse ich derzeit auch in unserem Hotel, in dem sich hoffentlich bald wieder lachende Gäste auch aus Bayern wieder tummeln werden, die man per Handschlag oder Umarmung begrüßen darf.“
Dass das aber noch einige Zeit dauern wird, mache ihm eher Sorgen, erklärte der 42-Jährige Hotelier.
Beim passionierten Wiesngänger und ehemaligen Musiker Alexander Weber ist die Stimmung ebenfalls leicht getrübt: „Als ich noch bei den Alpen Yuppies gespielt hab’, sind wir immer in Käfer’s Wiesnschenke aufgetreten. Der Spruch, entweder man liebt das Fest oder man hasst es, kommt nicht von ungefähr. Mich hat von Anfang an das Wiesnfieber gepackt.“
Jedes Jahr sei er, so der Bayernfan, mit seiner Familie in München beim Oktoberfest. „Ich liebe es durchzuschlendern, Musikerkollegen zu besuchen, mit dem Teufelsrad zu fahren, das gesellige Treiben zu beobachten, und natürlich gehört kulinarisch für mich eine Bratwurst dazu.“ Und weiter: „Was ich besonders schlimm finde, ist, dass wirklich viele kleine Schausteller davon leben. Ohne, dass sie sich verspekuliert oder etwas falsch gemacht haben, brechen ihnen ihre Einnahmen komplett weg, da es ja auch sonst keine großen Feste oder eine Kirmes in nächster Zeit geben wird.“
WSG-Wattens-Präsidentin Diana Langes Swarovski, die gern mal der Wiesn einen Besuch abstattet, findet ähnliche Worte: „Für die Münchner tut es mir leid, aber ganz ehrlich, es wäre verantwortungslos, so ein hohes Risiko einzugehen. Die Gesundheit geht immer vor. Außerdem mache ich mir derzeit weniger Gedanken ums Feiern als mehr darum, wie es bei uns weitergeht, sei es im Sport, im Tourismus und der ganzen Wirtschaft.“ Das Wichtigste, so Langes-Swarovski, sei es nun in erster Linie, persönlich das Beste aus der Krise zu machen, hoffnungsvoll zu bleiben und neue Chancen zu nutzen.
Wie wirtschaftlich bedeutend das Oktoberfest ist, zeigen auch folgende Zahlen: Nach Angaben der Stadt München hatte die Wiesn im Jahr 2019 einen Wirtschaftswert von 1,23 Milliarden Euro.