Ulrich Miller: „Optimismus, dass Wirtschaft wieder schnell ins Laufen kommt"
Ulrich Miller, Geschäftsführer von Miller United Optics, ist überrascht, wie schnell sich Kunden und Betriebe an die neue Situation anpassen.
Wie war das für Sie und das Unternehmen, als am Sonntag, 15. März, verkündet wurde, dass über Tirol Quarantäne verhängt wird?
Ulrich Miller: Im ersten Moment waren wir sehr überrascht, mit welcher Heftigkeit das Ganze bei uns angekommen ist. Von einem Tag auf den anderen sind keine Kunden mehr gekommen, der Umsatz ist weggebrochen. Wir hatten jedoch nur einen Tag geschlossen, ab Dienstag, dem 17. März, durften wir als Gesundheitsdienstleister, der Brillen und Hörgeräte verkauft und repariert, einen Notdienst anbieten. Das heißt, wir haben gebrochene Bügel repariert, zerbrochene Gläser ersetzt und die Funktionsfähigkeit von Hörgeräten wiederhergestellt. Ein wichtiges Thema waren auch Batterien für Hörgeräte. Anfangs gab es diesen Notdienst in unseren Geschäften in der Innsbrucker Meraner Straße, in Wörgl und Imst. Dann haben wir ihn auf insgesamt 9 Standorte ausgedehnt. So konnten wir sehr vielen Menschen helfen. Wir haben gespürt, wie wichtig der Bevölkerung auch in Krisenzeiten gutes Sehen und Hören ist.
Wie bewältigen Sie mit Ihrem Unternehmen die Corona-Krise?
Miller: Wir haben gemeinsam mit unseren Mitarbeitern geschaut, wie wir das Unternehmen krisenfest machen können. Die Ungewissheit in der ersten Zeit war belastend, man musste immer von Woche zu Woche planen. Ein großer Schritt war, Kurzarbeit anzumelden, was als Betrieb mit 110 Mitarbeitern nicht einfach war. Aber gerade in dieser Zeit haben wir die tiefe Verbundenheit der Mitarbeiter zum Unternehmen gespürt.
Seit 14. April haben Sie wieder normal geöffnet. Hat sich das Kundenverhalten geändert?
Miller: Während der Zeit des Notdienstes durften die Kunden das Geschäft nicht betreten. Wie in einer Apotheke im Nachtdienst gab es eine Art Durchreiche an der Tür. Hygienemaßnahmen sind den Kunden und uns sehr wichtig. Wir haben Plexiglaswände an den Kassen und den Beratungsplätzen aufgebaut. Wir brauchen sehr viel Desinfektionsmittel, denn Gott sei Dank haben wir Kundenfrequenz. Es wird alles vorher und nachdem der Kunden den Platz verlassen hat desinfiziert. Auch die Brillen, die probiert wurden, werden desinfiziert. Und gerade bei den Seh- und Hörtests, wo unsere Mitarbeiter mit den Kunden lange Kontaktzeiten haben, ist es wichtig, die richtigen Masken zu verwenden. Die meisten Kunden haben ja schon Masken, unsere Mitarbeiter tragen FFP-2-Masken bei allen Tätigkeiten mit langen Kontaktzeiten. Auch die Hörgeräte-Anpassräume wurden adaptiert, um alle Hygienestandards zu gewährleisten.
Was hat Sie am meisten bisher überrascht?
Miller: Wie schnell sich Kunden und Unternehmen an die neue Situation anpassen. Vor fünf Wochen wären Masken noch undenkbar gewesen, inzwischen sind sie selbstverständlich. Mittlerweile muss auch die Brille zur Maske passen (Miller schmunzelt).
Wie wird es weitergehen?
Miller: Es ist schwierig, in die Zukunft zu blicken. Was man für unsere Branche sagen kann: Der Bedarf an Produkten für gutes Sehen und Hören ist da. Gerade heimische Ware wie Brillen von Gloryfy aus dem Zillertal oder randlose Brillen des österreichischen Herstellers Silhouette ist gefragt. Es kommen von Woche zu Woche mehr Menschen in unsere Läden. Ich bin optimistisch, dass die Wirtschaft wieder schnell ins Laufen kommt. Die Erfahrungen der vergangenen Tage stimmen mich sehr positiv.
Mit welchem Umsatz rechnen Sie heuer?
Miller: Im März, April und Mai kann man nicht mit dem vollen Umsatz rechnen. Ich hoffe schon, dass wir wieder ab Juni an die Vorjahresumsätze anschließen können. Auf das Jahr gesehen wird es jedoch ein ordentliches Minus geben. Wir hoffen jedoch auf den ein oder anderen Nachziehkauf, gerade bei Brillen und Hörgeräten.