Premiere der digitalen Corona-Oper „Tag 47“ am 1. Mai
Der Zeitpunkt der Uraufführung ist eine Punktlandung. Am ersten Tag nach dem Ende der Ausgangsbeschränkungen in Österreich erlebt eine digitale Oper aus Salzburg ihre Premiere: Das Opernexperiment „Tag 47“ ist am 1. Mai um 19.00 Uhr im Internet via Livestream zu erleben.
„Als wir uns für den 1. Mai als Tag der Uraufführung entschieden haben, war von einem Ende der Ausgangsbeschränkungen noch keine Rede“, erzählt Konstantin Paul. Der Regisseur hat gemeinsam mit Michael Hofer-Lenz das Libretto geschrieben, die Musik zu „Tag 47“ stammt vom Dirigenten und Organisten Gordon Safari. „Nach Ostern habe ich mich gefragt, warum diese Krise in uns künstlerisch so wenig auslöst“, erzählt der Komponist. Einfach nur alte Aufnahmen zu streamen, war ihm zu wenig: „Da entsteht kein künstlerischer Mehrwert.“ Deshalb hat er sich mit befreundeten Künstlern entschlossen, das Medium, das in Zeiten der Selbstisolation zur Kommunikation übrig bleibt, kreativ zu nützen: das Internet. Safari will das Projekt bewusst als Signal gegen die herrschende Resignation und als Animation zum Kreativwerden verstanden wissen.
In gut eineinhalb Wochen sind Libretto und Musik entstanden. Die Oper dreht sich um Menschen, die schon vor der Krise ihre persönlichen Probleme - Beziehungskonflikte, häusliche Gewalt oder psychische Erkrankung - hatten und in der Quarantäne an ihre Grenzen kommen.
Für die einzelnen Szenen wurde unter Wahrung der Distanzregeln gedreht, dazwischen gab es Videokonferenzen, um die Details zu besprechen und das Projekt weiterzuentwickeln. Die realen Szenen und die Musik werden digital bearbeitet, das Team setzt auf Computerästhetik. „Es ist extrem spannend“, sagt Paul über die Arbeit an „Tag 47“. Die Grenzen zwischen Film, Oper, Digitalität und Musik verschwimmen.
In der Krise ist aber nicht nur „Tag 47“ als digitales Opernexperiment entstanden. Die drei Künstler haben in der Zeit der Isolation mit der „Salzburger Kammeroper“ auch ein neues Ensemble für kleine Opernproduktionen gegründet. „In einer Zeit, in der viele Häuser schließen mussten, wollten wir bewusst etwas gegen den Trend setzen“, erzählt Safari. „Tag 47“ soll nicht die einzige Produktion bleiben.
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