Coronavirus

Erfahrungen italienischer Ärzte im Kampf gegen Corona halfen in Tirol

Ärzte appellieren, bei Notfällen zur Abklärung wieder ins Krankenhaus zu kommen.
© Thomas Böhm

Die Innsbrucker Kliniker ziehen eine erste Bilanz. Etliche Komplikationen seien durch Wissen aus Italien verhindert worden. Erleichtert sind die Ärzte auch darüber, dass sich langsam wieder mehr Menschen in die Notfallaufnahme trauen.

Von Gabriele Starck

Innsbruck – Tirol hat zumindest medizinisch das Schlimmste überstanden. Es habe belastende Tage gegeben, aber man sei an der Klinik nie einem Zusammenbruch des Systems nahegekommen, zieht Wolfgang Sturm, der als Internist und Gefäßmediziner Covid-19-Patienten betreut, eine erste Bilanz. Sturm führt das auch darauf zurück, dass die Italiener ihr gewonnenes Wissen gut weitergegeben hätten, ebenso wie die chinesischen Ärzte. „So hatten wir es leichter“, räumt er ein.

Und es war mehr Zeit, um sich auf zu erwartende Komplikationen vorzubereiten. Etwa auf die Tatsache, dass die Lungenkrankheit starken Einfluss auf die Blutgerinnung nimmt und so viele, extreme Blutgerinnsel auftreten können. Dem an Covid-19 erkrankten kanadischen Schauspieler Nick Cordero musste deshalb vor zwölf Tagen ein Bein amputiert werden. Eine New Yorker Ärztin berichtete von einer 40-Jährigen, die Blutgerinnsel in den Fingern hatte. Einem ihre Patienten drohe gar die Amputation von beiden Beinen und Händen.

Ein wenig habe sich das zuvor schon international herumgesprochen gehabt, sagt der Gefäßmediziner. Und dank dieses Wissen habe man adäquat reagiert und die entsprechende Prophylaxe verabreicht. Bei jedem stationären Aufenthalt werde wegen der Immobilität der Patienten auf Blutverdünnung geachtet. „Aber wir haben sehr wohl beobachtet, dass es bei Covid-19 zu einer ausgeprägten Gerinnungsaktivierung kommt“ und dadurch das Risiko von Schlaganfällen, Herzinfarkten, Thrombosen und Lungenembolien größer sei. Bislang habe man aber Amputationen wie in den USA vermeiden können.

Inzwischen wird an der Klinik langsam wieder der Normalbetrieb hochgefahren. Erleichtert sind die Ärzte darüber, dass sich langsam wieder mehr Menschen in die Notfallaufnahme trauen, wenn ihnen etwas fehlt. Während früher viele mit banalen Infektionen gekommen seien, hätte die Angst vor einer Ansteckung mit dem neuen Coronavirus nun viel zu viele ferngehalten, sagt der Kliniker. „Jetzt haben wir die Sorge, dass der ein oder andere mit einer Erkrankung zu Hause bleibt, die dringend abgeklärt werden muss.“ Die Angst vor einer Ansteckung sei unnötig: „Da ist es sicher gefährlicher, mit einer relevanten Erkrankung zu Hause zu bleiben“, betont der Arzt.

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