Bezirk Kufstein

Strittiger Weg zum Naturschutz in Mariastein und Angerberg

Ein knapp vier Meter breiter Weg führt durch das Schilfgebiet entlang des Moosbaches.
© Götz

Die Renaturierung des Moosbaches in Mariastein und Angerberg schreitet nach jahrelanger Aufschiebung voran. Ein Schotterweg mitten durchs Biotop sorgt für Diskussionen.

Von Jasmine Hrdina

Mariastein, Angerberg –Ein neuer Weg führt Spaziergänger seit Kurzem am Moosbach in Mariastein und Angerberg entlang. Er ist Teil des Renaturierungsprogramms des Gewässers, dessen Ursprung gut zwei Jahrzehnte zurückliegt. Nun soll das Projekt, das von Breitenbach aus innabwärts bereits umgesetzt wurde, auch in den beiden Gemeinden realisiert werden. Doch die Ausführung der „Renaturierung“ stößt auf Kritik: Wo einst das Moorgebiet von Flora und Fauna regiert wurd­e, führt nun ein vier Meter breiter Schotterweg Menschen und Arbeitsfahrzeuge mitten ins Biotop.

Gelbe Sumpfschwertlilie, Breitblättriges Knabenkraut, Mehlprimel und viele mehr – die Liste der geschützten und gefährdeten Pflanzenarten, die entlang des Moosbaches wachsen, ist lang. „Das Feuchtbiotop ist außerdem für die Tierwelt von großer Bedeutung“, stellten die Sachverständigen des Landes bei der Kartierung der Schilfwiese im Jahr 2010 fest. Dass es sich um ein ökologisch sensibles Gebiet handle, sei allen bewusst und ein Grund, warum sich die Umsetzung des Ein-Mio.-Euro-Projekts so lange hinausgezögert habe, berichtet Mariasteins Bürgermeister Dieter Martinz. Nach jahre­langen Diskussionen hab­e man sich nun endlich mit Grundeigentümern geeinigt,, gleichzeitig von Behörden und Landesumweltanwalt grünes Licht bekommen.

„Der Moosbach ist teilweis­e komplett verlandet und nur noch 30 bis 40 Zentimeter tief.
Mariasteins Bürgermeister Dieter Martinz.

„Der Moosbach ist teilweis­e komplett verlandet und nur noch 30 bis 40 Zentimeter tief“, schildert Martinz die Notwendigkeit, den Schlamm auszubaggern. Auch, weil bei hohen Niederschlägen die angrenzenden Felder im Landwirtschafts- und Siedlungsgebiet überschwemmt würden. Allein für diese Arbeiten mit Schwerfahrzeugen sei es notwendig gewesen, den kritisierten Weg zu errichten – möglichst naturschonend und von den Experten ent­sprechend abgesegnet, wie der Gemeindeche­f betont. Später werden dort Ruheplätze zum Verweilen in der Natur einladen – so, wie es das ursprüngliche EU-geförderte (Leader-)Tourismusprojekt vorsah.

Dabei wiesen die Sachverständigen im 2010er-Gutachten explizit darauf hin, dass keine weiteren Güterwege errichtet werden sollen. Bereits 1991/92 habe das Biotop durch den Bau einer Straße Schaden genommen. Trotzdem führt nun ein Weg mitten durch den geschützten Schilfbereich.

"Todesurteil für viele eigentlich schützens­werte Pflanzenarten“

Landesumweltanwalt Johannes Kostenzer verweist auf Nachfrage auf das strenge Aug­e der ökologischen Bauaufsicht, die auf den „sorgsamen Umgang mit Gewässerlebensräumen“ achte. Für den Weg seien Ausgleichsflächen geplant, „sodass sich eine Verbesserung der Flächenbilanz ergibt“. Eine landwirtschaftliche Wiese von 2100 Quadratmeter soll in Feuchtfläche verwandelt, der Moosbach im Westen um 1100 Quadratmeter erweitert werden. Ergibt 3200 Quadratmeter Ausgleichfläche – für einen 6300 Quadratmeter vernichtenden Weg, kritisieren die Grünen die Rechnung der Sachverständigen. „Durch die Aufschotterung des Weges wurde Springkraut eingeschleppt. Ein Todesurteil für viele eigentlich schützens­werte Pflanzenarten“, ärgert sich Bezirkssprecherin Iris Kahn darüber hinaus und fordert mehr Achtsamkeit.

Den Weg nach Abschluss der Arbeiten wieder rück­zubauen, käme für BM Martinz nicht Frage, „dann müsste man für die nächsten Entschlammungsarbeiten wieder einen Weg anlegen“. Und das sei teuer.

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