Globale Armut steigt erstmals seit 1998 wieder
Washington – Wegen der Coronavirus-Pandemie wird die globale Armut heuer erstmals seit mehr als zwei Jahrzehnten wieder ansteigen. Das geht laut der New York Times aus Zahlen und Schätzungen der Weltbank hervor. Demnach könnten bis zum Ende des Jahres eine halbe Milliarde Menschen in Not geraten. Die Pandemie würde damit binnen weniger Monate die mühsamen Erfolge von Jahrzehnten zunichte machen. Und sie bedroht die Umsetzung der UNO-Entwicklungsziele, wonach extreme Armut bis zum Jahr 2030 weltweit ausgemerzt werden soll.
Zuvor hatte es jahrzehntelang Fortschritte gegeben. Im Jahr 1990 lebten noch 1,9 Milliarden Menschen – 36 Prozent der damaligen Weltbevölkerung – von weniger als 1,9 Dollar pro Tag. Bis zum Jahr 2016 war diese Zahl auf 734 Millionen bzw. zehn Prozent der Weltbevölkerung gesunken. Verantwortlich dafür war vor allem die Entwicklung in China und Südasien.
Doch viele Menschen, die der extremen Armut entkommen sind, leben weiterhin in prekären Verhältnissen. Als besonders gefährdet gilt der informelle Bereich, in dem Menschen ohne formale Beschäftigung und folglich ohne Gesundheitsversorgung und Sozialversicherung arbeiten. „Diese Geschichten von Frauen, die eine Arbeitsstelle antreten und ihre Familien aus der Armut holen, sind leicht zu zerstören“, zitiert die New York Times den Wirtschaftsnobelpreisträger Abhijit Banerjee. Dazu kommt, dass viele der ärmeren Länder ihre Gesundheits- und Bildungsprogramme möglicherweise nicht länger finanzieren können. (floo)