Riesiger Ansturm auf Frisöre in Tirol, aber hoher Umsatzausfall
Tirols Frisöre im Stress und unter Druck: volle Terminkalender für die nächsten Wochen, aber ein Umsatzausfall, der vielfach nicht aufholbar ist.
Von Angela Dähling
Innsbruck –Zwei Flaschen Sekt stehen auf dem Kassatisch beim Coiffeur Team Hohenauer / The World Of Color in Jenbach. Daneben liegen – umrahmt von Hinweisen zum Abstandhalten etc. – Schutzmasken auf sowie ein Desinfektionsmittel. Das prickelnde „Dankeschön“-Präsent stammt von Maria Fritz aus Arzl. Die Pitztalerin ist froh, als eine der Ersten nach dem Corona-Shutdown am 16. März für gestern einen Termin bei ihrem Stammfrisör ergattert zu haben. „Es geht alles besser und einfacher, als ich mir gedacht habe mit den Schutzmaßnahmen“, sagt sie durch ihren Mund-Nasen-Schutz, mit frisch gewaschenen Haaren am Waschtisch sitzend. Und auch die letzten Wochen ohne Frisör überstand Maria Fritz problemlos. „Die Frisur war so gut, die hat sieben Wochen gehalten“, sagt sie lachend.
Horst Hohenauer hat fünf Frisörsalons im Unterland sowie im DEZ in Innsbruck und seit gestern wie seine Kollegen landauf, landab alle Hände voll zu tun. „Für die nächsten zwei Wochen sind wir praktisch ausgebucht“, sagt er. Gestern ließ er seine Salons im Unterland statt bis 14 bzw. 15 Uhr bis 18 Uhr offen, um den Kundenansturm zu bewältigen. Auch in der Innsbrucker Filiale sei der Ansturm enorm gewesen, ergänzt sein Sohn, Juniorchef Manuel Hohenauer, der die Disziplin der Kunden hinsichtlich der Sicherheitsmaßnahmen lobt.
In Innsbruck sah man gestern bei vielen Coiffeuren, insbesondere bei Herrenfrisören, lange Schlangen vor den Geschäften. In Rinn sperrte der Salon Anita extra gestern auf, obwohl dort normalerweise Samstag geschlossen ist. Von 8 bis 18 Uhr ging es rund, erzählt Mitarbeiterin Astrid Fischer.
„Die Hygienemaßnahmen alle einzuhalten, ist schon teilweise stressig“, gibt Nadine Tegischer zu, die gestern bei Frisör Klier in Lienz mit ihren Kolleginnen im Dauereinsatz war. „Sonst konnte man ohne Termin zu uns kommen, derzeit geht es nur nach vorheriger Terminvereinbarung“, sagt sie. Im Salon Peter in Landeck ist der Terminkalender bis Ende Mai voll. Das Arbeiten mit Handschuhen sei nicht immer möglich, sagt Mitarbeiterin Simone Zangerle, aber alles laufe gut. „Zwischendurch muss ich aber immer einmal rausgehen und die Maske absetzen, um Luft zu holen“, schildert sie.
Trotz des Ansturms am ersten Öffnungstag der Frisöre gestern sei es wohl nicht möglich, den verloren gegangenen Umsatz der letzten Wochen aufzuholen, meint Zangerle. Horst Hohenauer sieht das genauso. Mit seinen fünf Salons und 31 Mitarbeitern, die er nicht entließ, sondern zur Kurzarbeit anmeldete, habe er monatliche Fixkosten von 110.000 Euro. Geld vom Staat floss bisher keines, alles müsse er vorfinanzieren, erklärt er, und dass er nicht wisse, wie das alles ohne Staatshilfe zu stemmen sei.
Hohenauer: „Die angekündigten Fixkostenzuschüsse sind so schwammig formuliert, dass wir keine Ahnung haben, was wir kriegen. Zudem gibt es den Zuschuss erst 2021 mit Bilanzlegung.“ Für viele Klein- und mittelständische Betriebe sei die Situation durch das gesetzlich angeordnete prompte Zusperren existenzgefährdend. „Ich hoffe, dass wirklich vom Staat entsprechende Unterstützung kommt“, sagt er und lässt seine Schere wieder klappern.
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