Shopping-Fieber erfasste viele – aber Händler „weit weg von einem Hurra"
Mit Abstand, aber in großer Zahl zeigten sich die Menschen am ersten Tag der Öffnung in Tirols großen Einkaufszentren ab 400 Quadratmetern Fläche. Sie kamen aus allen Bezirken, es gab Warteschlangen.
Von A. Dähling, L. Pircher, M. Witting, M. Reichle
Innsbruck – Ein voller Parkplatz – und vor allem viele Kennzeichen aus den Tiroler Bezirken. Das war der erste Eindruck Samstagmittag beim DEZ. Dort wurden an den Eingängen fleißig Masken verteilt. Gleich dahinter stellten sich viele Jugendliche in die Schlange vor einem Schuhgeschäft, das mit Rabatten schon an der Auslage lockte. Im Einkaufszentrum herrschte zu Mittag dann viel Betrieb und gute Stimmung.
Ein paar Meter weiter, beim Möbelhaus IKEA, hatte sich schon vor der Öffnung eine lange Schlange gebildet. Der Stau legte sich dann im Laufe des Tages. Insgesamt herrschte aber auch hier, bei insgesamt rund 15 Kassen, reges Treiben. Gekauft wurde alles, was der Möbelmarkt so hergab. Von Kästen bis zu Badvorlegern.
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Und mit dem Gekauften stellten sich die Kunden dann gleich in die nächste Schlange – jene vor dem Lift in die Tiefgarage. Bereits am Vormittag gegen 10 Uhr herrschte auch in Innsbrucks Innenstadt ein reges Treiben – kaum hatte das Kaufhaus Tyrol seine Pforten geöffnet, kamen auch die Menschen.
Bestens gerüstet mit 100.000 Mund-Nasen-Schutzmasken, die man gratis an die Kunden verteilte (nicht alle hatten Masken dabei), zeigte sich Center-Manager Sebastian Schneemann: „Alle in unserem Haus haben eine große Freude, endlich wieder aufsperren zu können. Normalerweise ist der Samstag bei Einheimischen ein eher ruhiger Tag, weil sie da lieber oft in die Berge gehen, heute aber sind viele gekommen“, sagt er. Man sei sich nicht sicher gewesen, wie der erste große Tag – ohne Touristen – denn so laufe. Besonders froh ist Schneemann, dass die Leute so diszipliniert seien und Abstand voneinander halten würden. So müsse das extra aufgestockte Security-Personal weniger oft auf die „neue“ Lage aufmerksam machen. Die Bilanz am Ende des Tages: „Es war ein sehr, sehr guter Tag, vergleichbar mit dem Wochenende im letzten Jahr. Damals waren es über 20.000 Kunden“, so Schneemann.
Befragte man am Samstag die Tirolerinnen und Tiroler, was sie in die Stadt zum Shoppen treibe, kamen viele Antworten. Von „schnell was besorgen“ bis hin zu „endlich wieder einmal ein bisschen bummeln gehen können“ und „Normalität spüren wollen“ kamen viele Antworten.
Insgesamt zeigten sich Tirols Einkaufszentren positiv überrascht. Mit einem „guten Einkaufssamstag“ verglich Peter Retter, Geschäftsführer der Innsbrucker Rathausgalerien das gestrige Geschäft. „Es war ganz ordentlich.“ Und das, obwohl aufgrund des hohen Gastronomieanteils einige Mieter noch nicht oder nur teilweise geöffnet hatten.
Im DEZ gab es zwar keine langen Schlangen wie beim Nachbar Ikea. Mit dem Tagesergebnis war man aber auch dort zufrieden. Lobende Worte fand DEZ-Center-Manager Helmut Larch für seine Kundschaft: „Sie halten Abstand, haben ihre Masken selbst dabei und erfüllen die Vorgaben diszipliniert.“ Mit einem Spitzensamstag wie in der Vorweihnachtszeit könne der gestrige Tag aber nicht konkurrieren – „damit haben wir aber auch nicht gerechnet. Wir dürfen nicht jammern.“
Überrascht über die gestrige Kundenzahl war auch Sillpark-Manager Markus Siedl: „Wir sind auf Werten vor Corona-Zeiten zurück.“ Auch wenn derzeit noch die Gastronomie fehlt. Die Disziplin der Kunden sei vorbildlich. Siedl spricht von einem Testtag für die Wirtschaft und ist optimistisch, wenn es in die Richtung weitergeht.
Aber nicht nur in Innsbruck, auch am Land wurde gestern fleißig Geld ausgegeben. In der Früh legte der Ansturm auf das Imster Einkaufszentrum FMZ kurz den Verkehr lahm. Autos stauten sogar auf die Autobahnabfahrt zurück. „Wir haben es damit sogar in die Nachrichten geschafft“, schmunzelte Geschäftsführer Johannes Gstrein. Gegen Mittag wurde es dann wieder ruhiger. Die Corona-Krise ist auch im FMZ überall sichtbar: Desinfektionsmittelspender, Plexiglasscheiben zum Schutz der Verkäufer und Absperrbänder, wohin man blickt. „Vom Umsatz her wird man sich auf einen normalen guten Samstag einpendeln“, meinte Gstrein und rechnete mit circa 10.000 Kunden bis Geschäftsschluss.
Die Öffnung der Möbelhäuser wurde auch in den Bezirken von vielen herbeigesehnt. Beim XXXLutz in Strass im Zillertal etwa war gestern Vormittag kaum mehr ein Parkplatz zu ergattern. Und auch an den Kassen bildeten sich Schlangen, die nicht nur wegen der Abstandspflicht viel länger als üblich waren.