Anschober will „keine Privilegien“ für den Fußball
Gesundheitsminister Rudolf Anschober hat am Sonntag verlautet, dass man weiter für Gespräche über die Weiterführung der aufgrund der Coronavirus-Pandemie unterbrochenen Saison der Fußball-Bundesliga zur Verfügung stehe. „Klar ist dabei: Ähnlich wie in Deutschland wird es keine Privilegien geben, sondern steht der Gesundheitsschutz auch in Österreich auch beim Fußball im Mittelpunkt“, so Anschober.
In diesem Sinn könne es kommende Woche eine weitere Gesprächsrunde über weitere Lösungsvorschläge der Bundesliga geben. Die muss ihr ursprünglich geplantes Konzept bis dorthin adaptieren. Dieses hatte die Möglichkeit vorgesehen im Falle eines positiven Corona-Tests nur den betroffenen Akteur zu isolieren. Das Gesundheitsministerium wies laut Ligaangaben aber darauf hin, dass auch dessen Kontaktpersonen in Quarantäne zu stellen seien.
Ein Abbruch der Bundesliga-Saison würde zahlreiche Clubs in massive finanzielle Schwierigkeiten bringen. Daher plädierte Sport-Austria-Präsident Hans Niessl an alle Beteiligten, doch noch eine Lösung zu finden. Das ursprüngliche „Geisterspiel-Konzept“ der Liga bezeichnete der Burgenländer als „sehr guten Vorschlag. Jetzt sollte die Liga mit dem Gesundheitsministerium noch in einigen Videokonferenzen darüber diskutieren“.
Niessl schlug vor, in die Gespräche die Erkenntnisse einer wissenschaftlichen Studie der dänischen Universität Aarhus einfließen zu lassen, wonach die Ansteckungsgefahr beim Fußball unter freiem Himmel gering sei. „Jeden Tag gibt es neue Erkenntnisse. Deshalb kann es oft sinnvoll sein, auf den Faktor Zeit zu setzen. Ein verantwortungsvoller Umgang mit dieser Problematik sollte auf Basis anerkannter Studien stattfinden“, betonte Niessl.
Die österreichischen Profi-Vereine dürfen nicht vor dem 15. Mai mit dem Mannschaftstraining beginnen. Selbst wenn die Freigabe unmittelbar danach erfolgen sollte, bräuchte man noch immer einen Vorlauf von zwei Wochen und müsste dann bis 31. Juli 14 Spieltage (zehn Meisterschaftsrunden, drei Matches Europa-League-Play-off, Cupfinale) unterbringen.
„Die Zeit bis zum 15. Mai kann man nützen, um über Maßnahmen zu diskutieren“, erklärte Niessl und wies in diese Zusammenhang etwa darauf hin, dass RB Leipzig seine Kicker demnächst in Quarantäne schickt, um die Ansteckungsgefahr zu minimieren. Sollte keine Einigung zwischen Liga und Behörden zustande kommen, könnte dies fatale Folgen haben, sagte der Burgenländer. „Man muss versuchen, gemeinsam einen Weg zu finden, denn es geht wirklich um das Überleben des Profisports und auch des Breitensports.“
Tatsächlich droht im Falle eines Liga-Abbruchs ein Domino-Effekt. Wenn in Corona-Zeiten selbst die oberste Fußball-Liga an den Vorgaben des Gesundheitsministeriums scheitert, gilt dies umso mehr für die Amateur-, Frauen- und Nachwuchs-Ligen, aber auch für anderen Mannschafts-Sportarten mit direktem Körperkontakt. „Es kann nicht im Sinne des gesellschaftlichen Lebens sein, dass man Sport weder aktiv betreiben noch konsumieren kann“, meinte Niessl.
Der frühere Landeshauptmann des Burgenlands warnte vor einem Wegsterben vieler der insgesamt 15.000 Sportvereine des Landes. „Eine Universitätsprofessor hat einmal gesagt, Bewegungsmangel ist die Seuche des 21. Jahrhunderts. Wenn es die Vereinsstrukturen nicht mehr gibt, wie viele werden dann in Zukunft noch Sport treiben?“
In diesem Zusammenhang forderte Niessl einmal mehr die Freigabe der 100-Millionen-Euro-Hilfe für den Sport. Über den diesbezüglichen Status quo wird Sport Austria die zwei Millionen Sportvereinsmitglieder mit einem offenen Brief am 13. Mai informieren. „Der Sport erspart dem Gesundheitssystem jährlich 530 Millionen Euro. Wenn es einmal keinen Spitzen- und Breitensport mehr gibt, wird das für das Gesundheitssystem einen extremen Schaden verursachen“, sagte der 68-Jährige.