Finanzwirtschaft

Gemeinwohlwährung: Bioniker wollen neues Geldsystem

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Die Coronavirus-Pandemie und ihre wirtschaftlichen Folgen rufen auch Kapitalismus-Kritiker auf den Plan. Wirtschaftsbioniker etwa haben eine „Gemeinwohlwährung“ nach dem Vorbild der Natur entwickelt.

Von Verena Langegger

Innsbruck –Regierungen versuchen mit billionenschwerer Hilfe das Herunterfahren der Wirtschaft in der Corona-Pandemie auszugleichen. Für Wirtschaftstheoretiker macht die Krise die Fragilität des herrschenden Wirtschafts- und Finanzsystems deutlich. Für Bernd Hückstädt von der Gradido-Akademie für Wirtschaftsbionik droht das Finanzsystem zu scheitern, die Folge seien Masseninsolvenzen, Rekordarbeitslosigkeit und Armut. Er fordert ein zukunftsfähiges neues Geldsystem, bei dem die ökonomischen, ökologischen und sozialen Anreize in dieselbe Richtung weisen. Hückstädts Gradido-Akademie für Wirtschaftsbionik hat ein solches System entwickelt.

„Die neue Gemeinwohlwährung ,Gradido’ hat das Potential, weltweit Wohlstand und Frieden zu schaffen“, erklärt Hückstädt. Diese Gemeinwohlwährung orientiert sich am Vorbild der Natur. Im ständigen Kreislauf von Werden und Vergehen verlaufe in der Natur alles zyklisch, sagt Hückstädt. Nach diesem „Kreislauf des Lebens“ funktioniert auch das Ausgleichssystem „Gradido“. Dieses soll der gesamten Menschheit nicht nur „ein stabiles Auskommen, sondern sogar ein Leben in Wohlstand und friedlichem Miteinander bescheren“.

So sei auch die Wirtschafts­Pandemie während der Corona-Pandemie unausweichlich gewesen, sagen die Wirtschaftsbioniker. Und das Virus sei nicht die Ursache, sondern nur der Auslöser. Auch die Fehler des aktuellen Finanzsystems haben die Wirtschaftsbioniker identifiziert. Da seien zum einen die Schulden: Über 95 Prozent des weltweit verfügbaren Geldes seien durch Schulden kreiert. Durch Zins und Zinseszins klaffe die Schere zwischen Guthaben, Schulden, Reichtum und Armut immer weiter auseinander. Zudem werde der Kreislauf von Werden und Vergehen missachtet. Fatale Formen der Vergänglichkeit seien, so Hückstädt, Finanzkrisen, Inflation, Kriege oder etwa Umweltzerstörung. Und die Wirtschaft könne von der Natur lernen. In Hückstädts Modell ist der Kreislauf von Werden und Vergehen durch regelmäßige Geldschöpfung und geplante Vergänglichkeit des Geldes integriert.

Für jeden Bürger würden insgesamt 3000 Gradido veranschlagt. „Ein Drittel geht an jeden Bürger als aktives Grundeinkommen, das zweite Drittel erhält der Staat für seine Dienste an der Allgemeinheit und der dritte Teil kommt dem Ausgleichs- und Umweltfonds zugute, um die Sanierung der ökonomischen und ökologischen Altlasten zu ermöglichen“, sagt Hückstädt. Mit dem planmäßigen Kreislauf von Werden und Vergehen werde die Geldmenge stabil gehalten und das System bleibe im Gleichgewicht.

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