Innsbruck

Mehrheit für breiteren Gehweg in St. Nikolaus: „Gemeinsam zur Flaniermeile“

Die provisorische Gehsteigverbreiterung in St. Nikolaus stößt weiter auf völlig konträre Reaktionen.
© Domanig

Eine breite Mehrheit für einen breiteren Gehweg orten Stadtteilinitiativen in St. Nikolaus. Sie fordern dazu bauliche Maßnahmen. Heftige Kritik setzt es für WK-Präsident Walser.

Innsbruck – Im Mai hat Innsbrucks Mobilitätsstadträtin Uschi Schwarzl (Grüne) in St. Nikolaus eine provisorische Gehsteigverbreiterung verordnet, markiert mit Pollern und Blumentrögen. Der Schritt, dem Videokonferenzen mit Vertretern von Stadtteilinitiativen vorangegangen waren, sollte das Abstandhalten in der Corona-Krise erleichtern und zugleich die Aufenthaltsqualität vor Ort erhöhen. Seither gehen die Wogen in der Stadtpolitik und bei den Anrainern hoch – und sie fluten in jede Richtung.

Bei einer Versammlung Ende Mai, initiiert von „Sandwirt“ Franz Litterbach, hatte es heftige Kritik an der Maßnahme gesetzt – vor allem weil sie Parkplätze kostet. Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Walser forderte die anwesenden Stadtpolitiker auf, die provisorische Verbreiterung per Antrag zu kippen. Es folgte ein von der ÖVP vorschnell verkündeter „Schulterschluss“ in diesem Sinne – von dem sich SPÖ und Für Innsbruck prompt distanzierten.

Gestern luden nun die Bürgerinitiative „Rettet die Koatlackn“ und der Kulturverein Vogelweide zur Pressekonferenz – und hier war die Stimmung völlig konträr. Der – gar nicht unmittelbar betroffene – Sandwirt habe „sehr selektiv eingeladen“, kritisierte Wolfgang Burtscher, einer der Ini­tiatoren: So sei der Eindruck entstanden, dass ein Großteil der Bürger und der lokalen Wirtschaft die Gehsteigverbreiterung ablehne. Dabei sei das Gegenteil der Fall: Auf eine Verbreiterung habe man sich schon vor Jahren beim Bürgerbeteiligungsprozess in St. Nikolaus klar verständigt.

Und im Gegensatz zu WK-Präsident Walser habe man mit der Bevölkerung und sämtlichen Geschäftsleuten in dem 250 m langen Abschnitt, der direkt von der Verbreiterung betroffen ist, gesprochen: „Es gab fast ausnahmslos Zustimmung“, betont Burtscher, der sicher ist: „Wir stehen für die Mehrheit der Bevölkerung in St. Nikolaus.“

Statt einen Schritt zurückzugehen, solle die Stadtpolitik daher den nächsten setzen und den Gehsteig auch baulich qualitätvoll verbreitern – wofür sich Grüne, Für Innsbruck und NEOS bereits ausgesprochen haben.

„Wir wünschen uns ein gemeinsames Vorgehen, um diese Flaniermeile, diesen Boulevard St. Nikolaus gemeinsam umzusetzen, und bringen uns gerne konstruktiv ein“, schloss Burtscher – bei Ladezonen etc. könne man ja nachjustieren.

„Mehr Freiraum“ bedeute jedenfalls auch „mehr Wirtschaft“. Und eine Verbreiterung und Attraktivierung des Gehwegs sei umso wichtiger, als eine Begegnungszone am Hans-Brenner-Platz, ebenfalls eine zentrale Forderung im Bürgerbeteiligungsprozess, von der Stadtpolitik „leider nicht priorisiert“ werde.

An Walser übte Burtscher massive Kritik: „Geld über Zwangsgebühren kassieren und dann gegen die Unternehmer arbeiten“, das sei inakzeptabel.

Beim Pressegespräch im Innenhof der Firma Walde, dem viele Stadtpolitiker beiwohnten, traten aber auch Unstimmigkeiten unter den Stadtteil­initiativen zutage: Josef Pittl vom Wirtschaftsverein „Anpruggen aktiv“ ärgerte sich, dass er nicht zu Wort kam. „Der Wirtschaftsverein wollte immer eine Gehsteigverbreiterung, aber keinesfalls so ein Provisorium, das die Grünen den St. Nikolausern unter dem Vorwand Corona vor den Latz geknallt haben“, sagte er zur TT. „Wir wollen ein durchgeplantes Gesamtprojekt, bei dem auch wegfallende Parkplätze ersetzt werden.“ (md)

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