Lokalaugenschein in Corona-Zeiten: Noch ist’s ruhig am Lago
Seit zwei Wochen können Urlauber wieder an den liebsten See der Tiroler reisen. Doch der große Ansturm am Lago blieb bislang aus.
Von Thomas Hörmann
Arco – Das Kletter-Mekka Arco etwa fünf Kilometer nördlich des Gardasees ist in normalen Jahren im Frühsommer nahezu ausgebucht. Heuer nicht. Nach der Corona-Krise läuft der Tourismus nur zaghaft an. Auch am Campingplatz Zoo im Norden des malerischen Ortes: Zwar sind nach der Grenzöffnung am 16. Juni die ersten Urlauber aus Tirol, Deutschland und sogar Holland eingetroffen. Allerdings reicht für den „Ansturm“ der halbe Campingplatz, die andere Hälfte bleibt vorerst noch gesperrt. Das gilt auch für den Minimarkt – wer Salami und Parmesan benötigt, muss zum Supermarkt in den Ort fahren. Und erlebt dort ein Deja Vu. Während die Kunden in Tirol bereits wieder unmaskiert in die Geschäfte dürfen, müssen in Italien nach wie vor Nase und Mund verhüllt werden. Die Mitarbeiterinnen achten darauf, dass sich die Leute nicht zu nahe kommen. Als Maßeinheit für den nötigen Abstand gelten allerdings nicht Babyelefanten, sondern Schwimmreifen.
In Arco selbst sind Lokale an den lauen Abenden bereits wieder gut gefüllt. Kellner weisen den Gästen die Tische zu. Lange auf ein Platzerl warten muss man aber nicht. Durch die Gassen flanieren bereits wieder die für Arco typischen Sport-Urlauber – die einen schieben Mountainbikes, andere tragen Rucksäcke mit der Kletterausrüstung auf ihrem Rücken. Dass die Anzahl der Sportler aber noch überschaubar ist, zeigen die allgegenwärtigen und nur spärlich besetzten Fahrradständer. Den Eindruck bestätigt auch eine Altstadt-Trafikantin: „So ruhig wie heuer war der Juni bei uns noch nie“, erklärt sie in gutem Deutsch.
Schauplatzwechsel: Auch im fünf Kilometer entfernten Riva am Nordufer des Gardasees sitzen wieder Urlauber in den Gastgärten. Deutsch ist nur selten zu hören, die meisten Besucher sind italienische Touristen und Tagesausflügler. Der Bummelzug, der bereits wieder seine Runden durch die Altstadt dreht, ist nur spärlich besetzt, zwischen die wenigen Passagiere passen gleich mehrere Schwimmreifen. Dass die Saison noch nicht wirklich begonnen hat, verrät auch die Verkehrssituation. Die Gardesana, die die Küstenorte verbindet und normalerweise im Sommer nur im Schritttempo zu befahren ist, bleibt trotz der Wochenend-Ausflügler staufrei. Auch die großen Parkplätze vor den Ortszentren von Arco und Riva sind keineswegs voll. Wer eine Parkmöglichkeit sucht, wird ungewöhnlich rasch fündig.
Am Tennosee 500 Höhenmeter über dem Gardasee schaut’s anders aus: Die großen Parkplätze neben dem Naturjuwel sind am Wochenende hoffnungslos überfüllt. Selbst Motorradfährer müssen mehrere Runden drehen, bis sie ein Plätzchen für ihr Bike finden. Die Terrassen der Lokale sind voll – zwischen die hungrigen Badegäste, Rennradfahrer und Mountainbiker passt nur selten ein Schwimmreifen. Für den Ansturm sorgen allerdings weniger die Urlauber sondern vorwiegend italienische Ausflügler.
Obwohl die Folgen der Corona-Krise und des Lockdowns in Arco, Riva und Co. noch deutlich zu spüren sind, ist die Stimmung unter den Einheimischen vorsichtig optimistisch. Am Zoo-Camping sind die Holz-Bungalows und die fix aufgebauten Zelte im Hochsommer vielfach schon vermietet. „Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass die Corona-Situation in Italien und Europa nicht wieder schlimmer wird“, sagt ein Mitarbeiter.