Friedensgespräche in Afghanistan offenbar kurz vor Start
In Afghanistan wird mit einem raschen Start der Friedensverhandlungen zwischen Regierung und Taliban gerechnet, nachdem wesentliche Streitigkeiten über einen Gefangenenaustausch ausgeräumt werden konnten. Das erklärten am Freitag Vertreter beider Seiten.
Zuletzt wurde um die Entlassung der „gefährlichsten“ Taliban gestritten. Nach Angaben aus der Regierung in Kabul soll nun eine andere Gruppe Gefangene als von den Taliban gefordert freigelassen werden. Die Taliban hätten dem zugestimmt, um die Friedensverhandlungen nicht weiter zu verzögern.
Ein Vertreter der Taliban erklärte, sobald die meisten der 5.000 geforderten Freilassungen umgesetzt seien, könnten die Gespräche beginnen. Regierung und Taliban haben bereits in mehreren Schritten Gefangene entlassen. Der Gefangenenaustausch ist als vertrauensbildende Maßnahme zentraler Bestandteil des Friedensabkommens vom Februar zwischen den USA und den Taliban, das den fast zwei Jahrzehnte währenden Krieg beenden soll. Die Einigung sieht vor, dass die afghanische Regierung 5.000 gefangene Taliban-Kämpfer freilässt. Die Extremisten sollen tausend Angehörige der afghanischen Sicherheitskräfte freigeben.
Russische Agenten sollen Taliban-Kämpfern nach Informationen der „New York Times“ Prämien für tödliche Angriffe auf in Afghanistan stationierte US-Soldaten in Aussicht gestellt haben. Wie die Zeitung unter Berufung auf Regierungskreise berichtete, gehen US-Geheimdienste davon aus. Russland wies die Vorwürfe als „unbegründete Anschuldigungen“ zurück.
Die russische Botschaft in Washington schrieb im Kurzbotschaftendienst Twitter, infolge der Vorwürfe habe es bereits Todesdrohungen gegen Mitarbeiter der Botschaften in Washington und London gegeben. Der „NYT“ warf die russische Vertretung vor, „Fakenews“ zu verbreiten.
Dem Bericht zufolge informierten die Geheimdienste US-Präsident Donald Trump im März über diese Erkenntnisse. Dieser habe jedoch noch nicht reagiert. Unklar sei, ob die von Taliban-Kämpfern angenommenen Prämien tatsächlich unmittelbar mit der Tötung von US-Soldaten zusammenhingen.
Unterdessen kamen zwei Mitarbeiter einer afghanischen Menschenrechtsorganisation bei einem Bombenanschlag in der Hauptstadt Kabul ums Leben. Der Sprengsatz sei direkt an einem Motorrad befestigt gewesen und explodiert, als die beiden mit dem Fahrzeug losfahren wollten, teilte ein Sprecher der Polizei am Samstag mit. Bei den beiden Opfern handle es sich um eine Mitarbeiterin der Organisation Afghan Independent Human Rights Commission (AIHRC) und ihren Fahrer. Die 2002 gegründete NGO bietet Afghanen juristischen Beistand und ergründet landesweit Fälle von Menschenrechtsverletzungen. Zu dem Anschlag bekannte sich zunächst niemand.