Karrierecoach rät: Gehalt besser nach der Krise verhandeln
Es kommt auf den richtigen Zeitpunkt an, um über das Gehalt zu verhandeln. Gute Argumente und ein sicheres Auftreten sind dabei essenziell.
Von Leni Nachbaur
Innsbruck –„Der richtige Zeitpunkt für eine Gehaltsverhandlung ist, wenn es dem Unternehmen prinzipiell gut geht“, meint Karrierecoach Andrea Jindra. „Das ist derzeit ein großer Knackpunkt. Denn gerade in Corona-Zeiten geht es sehr vielen Betrieben nicht gut. Dieses Thema sollte man derzeit durchaus planen und durchdenken, aber besser nach hinten verschieben.“ Dennoch gilt es, die zu leistende Arbeit im Auge zu behalten: „In Branchen, in denen beispielsweise durch die Corona-Krise jetzt mehr Arbeit geleistet werden muss, könnte man dennoch eine Gehaltsverhandlung anstreben.“
Allem voran sollte man sich aber zu jeder Zeit prinzipiell die Frage stellen, ob und vor allem warum eine Erhöhung des Gehalts angebracht ist: „In der Vorbereitung sollte man sich gute Gründe für eine Gehaltserhöhung überlegen. Beispielsweise, dass man vielleicht mehr leistet als der Durchschnitt. Oder weil es generell einfach mehr Arbeitsaufwand und damit auch mehr Verantwortung im Unternehmen gibt.“ Außerdem geht es in puncto Vorbereitung auch stark um das gezielte Ausformulieren. Die Expertin rät auch, „dieses Gespräch zu üben und durchzugehen: Wie bringe ich das, was ich sagen will, so rüber, dass es nicht wie eine trotzige Forderung, sondern mehr wie ein Arbeitsangebot klingt. Immerhin hat das Unternehmen ja einen Nutzen vom jeweiligen Arbeitnehmer.“
Vermeiden sollte man Banalitäten: „‚Ich bin pünktlich und verrichte meine Arbeit wie vorgegeben‘ sind Argumente, die man besser nicht erwähnt – das ist doch Standard. Auch Trotzreaktionen und eventuelle Drohungen sind während einer Gehaltsverhandlung fehl am Platz“, betont Jindra.
Schon ein positives Auftreten kann Wirkung entfalten: „Wer dem Unternehmen während des Gesprächs vermittelt, dass er motiviert ist, am Erfolg des Unternehmens mitzuarbeiten, der macht einen guten Eindruck. So sollte das Gesprächsklima sein.“ Den Chef vornehm um eine Gehaltserhöhung zu bitten, ist für Jindra „schwach“. Viel eher sollte man „eine überzeugende und sichere Ausstrahlung haben, um sein Ziel zu erreichen. Das ganze Gespräch muss zudem viel mehr auf einer Erwartung als auf einer Frage aufbauen. Immerhin handelt es sich um eine Geschäftsbeziehung, die es zu verhandeln gilt.“
Sich einen „Plan B“ zu überlegen, kann auch kleine Erfolge bringen: „Wer trotz überzeugender Argumente keine dauerhafte Gehaltserhöhung bekommt, könnte auch einen einmaligen Bonus als Alternative vorschlagen – das bietet sich auch in Krisen-Zeiten an, wenn es temporär zu erhöhtem Arbeitseinsatz kommt.“
Der wichtigste Tipp für eine gelungene Gehaltsverhandlung nach Karrierecoach Andrea Jindra: „Klare Ziele und eine gut ausgearbeitete Nutzenanalyse.“