Geiselnahme in Ukraine: Täter mit Sturmgewehr kaperte Bus
In der westukrainischen Großstadt Luzk hat ein schwer bewaffneter Mann mindestens zehn bis 20 Menschen in einem Linienbus als Geiseln genommen. Die Polizei habe mit dem Mann Kontakt, sagte Innenminister Arsen Awakow am Dienstag örtlichen Medien zufolge. „Die Verhandlungen laufen.“
Der Mann soll mit einem Sturmgewehr mehrere Scheiben des Kleinbusses zerschossen haben. Es gab auch unbestätigte Berichte über Explosionen und Schüsse an einer nahe gelegenen Polizeistation.
Die Bewohner des Stadtbezirks wurden aufgerufen, in ihren Häusern zu bleiben und nicht auf die Straße zu gehen. Zudem soll der örtliche Busbahnhof wegen eines verdächtigen Gegenstandes geräumt worden sein. Der Geiselnehmer hatte gedroht, Sprengsätze an belebten Orten der Stadt aus der Ferne zünden zu wollen.
Der Mann nahm Dienstagfrüh die Passagiere des Überlandbusses in der Stadt mit rund 200.000 Einwohnern als Geiseln. Er soll dann selbst den Polizeinotruf verständigt und die Beamten über die Geiselnahme informiert haben. Berichten zufolge war der Geiselnehmer neben dem Sturmgewehr auch mit Handgranaten bewaffnet.
Zunächst war offen, wie viele Menschen sich in der Gewalt des Geiselnehmers befinden. Die Polizei ging von rund 20 Geiseln aus, der Inlandsgeheimdienst SBU sprach hingegen von zehn Opfern. Der Geiselnehmer soll gefordert haben, dass unter anderem Vertreter von Kirche und Staat sich öffentlich als „Terroristen“ bezeichnen.
Innenminister Awakow flog in die rund 350 Kilometer westlich von Kiew gelegene Großstadt, um die Lage am Tatort zu bewerten. Die Polizei sei bereit, einzugreifen, teilte Präsident Wolodymyr Selenskyj mit. Man wolle aber in jedem Fall Opfer vermeiden.
Der Mann soll den Behörden bekannt sein. Während mehrjähriger Gefängnisstrafen soll der in Russland geborene 44-Jährige ein Buch mit dem Titel „Philosophie eines Verbrechers“ geschrieben haben. Er sei zudem in psychiatrischer Behandlung gewesen, hieß es. Awakow dementierte diese Information jedoch am Nachmittag.