„US Open werden sie mit aller Kraft durchdrücken“
Was passiert mit der Tennis-Tour? Und wird Kitzbühel gar zum Ort des Neustarts? Die TT hat sich bei Österreichs Turnierdirektoren umgehört.
Von Roman Stelzl
Innsbruck – Mit der Absage des US-Turniers in Washington wuchsen auch die Zweifel an den US Open, auf denen nun die ganze Hoffnung auf eine Rückkehr zur Tennis-Normalität ruht. Doch mit jedem Tag scheint der Glaube an das New Yorker Grand Slam (31. August bis 13. September) mehr zu schwinden. Grund dafür sind die stetig steigenden Corona-Zahlen in den USA. Mittendrin sind aber nicht nur Spieler, sondern auch Turnierorganisatoren – darunter mit Alexander Antonitsch (Kitzbühel), Herwig Straka (Wien) und Sandra Reichel (Linz) auch jene der österreichischen Bewerbe.
Quasi jeden Tag auf Updates wartet Ex-Profi Alexander Antonitsch. Die Generali Open in Kitzbühel (8. bis 13. September) hängen in der Warteschleife für eine Vorverlegung um eine Woche – aber wohl nur dann, wenn die Nordamerika-Tour mit dem nach New York verlegten Cincinnati-Masters (ab 23.8.) und den US Open abgesagt wird. Wäre dem so, wäre die Gamsstadt Ort des Neustarts – und könnte von Top-Stars wie Rafael Nadal träumen. Dominic Thiem wäre ohnedies fix.
„Von dem sind wir weit weg“, schlägt Antonitsch die Träume in den Wind. „Wir wollen das Turnier machen, arbeiten mit den Behörden und der ATP an einem Konzept, um alles möglichst sicher über die Bühne zu bringen.“
Der 54-Jährige glaubt aber weniger an eine Verlegung als vielmehr an die US Open. „Die wollen das unbedingt machen und werden die US Open mit aller Kraft durchdrücken. Und eine große Mehrheit der Spieler will auch hin. Dass sie Washington absagen, war vorhersehbar – die wollen sich voll auf das Masters und die US Open konzentrieren“, meint Antonitsch.
Als Mitglied des ATP-Board-of-Directors (quasi der Vorstand) saß Herwig Straka nach der Washington-Absage stundenlang via Videokonferenz mit den Kollegen zusammen. Thema: US Open. „Wir sind alle Regelungen durchgegangen. Es gibt jetzt auch die Zusicherung der Homeland Security, dass die Spieler ohne Quarantäne einreisen dürfen“, sagt der Turnierdirektor der Erste Bank Open in Wien. Alles sei am Laufen, zu zuversichtlich will Straka nicht sein: „Aber sie versuchen alles, damit die US Open stattfinden. Es wird eine Bubble kreiert zwischen Hotels und Anlage. Und die Absage von Washington wird keinen negativen Einfluss auf die US Open haben.“ Bis 31. Juli soll die Entscheidung her. Hinsichtlich des Wiener Turniers (24. Oktober bis 1. November) und der Absage des zeitgleichen Turniers in Basel ist Straka guter Dinge: „Das werden wir sicher durchführen, es ist eine Riesenchance für Wien.“
Skeptischer bezüglich der US Open ist Sandra Reichel, die das „Upper Austrian Ladies“ der Damen in Linz (11. bis 18. Oktober) leitet. „Es ändert sich fast jeden Tag die Lage. Es ist schwierig, etwas zu planen. Die Chancen für die US Open stehen meiner Meinung nach bei 50:50“, meint Reichel. Dass das WTA-Turnier in Linz stattfindet, ist „fast zu 100 Prozent“ sicher, der Neustart für die Damen ist ja schon am 3. August in Palermo (ITA) angesetzt. Doch auch dieser Neuanfang wackelt noch stark.