Gedrückte Stimmung in Wattens: „Müssen weiter um unsere Jobs bangen“
Die Stimmung in Wattens ist gedrückt. Die vielen Entlassungen bei Swarovski gehen an kaum einem Gemeindebürger spurlos vorbei.
Von Eva-Maria Fankhauser
Wattens – Die Mitarbeiterparkplätze bei Swarovski sind halb leer. Das Drehkreuz beim Eingang steht still. Selbst beim Schichtwechsel begegnet man nur wenigen Arbeitskräften. „Aufgrund der Kurzarbeit ist es in der Firma wie in einer Geisterstadt geworden“, sagt eine Mitarbeiterin auf dem Weg zur Arbeit. Die Nachrichten der letzten Tage haben die ohnehin angespannte Situation noch verschlimmert.
„In der Nacht auf Montag haben wohl einige nicht gut geschlafen“, meint ein Abteilungsleiter bei Swarovski. Die Ungewissheit sei bei allen groß gewesen. „Es konnte jeden treffen, das wusste ja vorher niemand genau. Es hat auch Leute in hohen Positionen getroffen, mit 58 Jahren“, verrät er. Und auch wenn man gut auf die mögliche Kündigung vorbereitet wurde – es hat laut ihm einige Vorgespräche von Arbeiterkammer und AMS mit den Mitarbeitern gegeben – sei es trotzdem eine äußerst schwierige Situation. „Es tut einem schon schiach. Das Schlimme ist, dass das alles gute Mitarbeiter waren“, sagt der Abteilungsleiter.
Man habe zwar gewusst, dass Entlassungen erfolgen, und man war vorbereitet, aber dennoch treffe einen so eine Nachricht hart. „Mich hat es nicht erwischt. Meine Kurzarbeit wurde verlängert. Aber das fühlt sich seit Dienstag mehr wie eine Schonfrist an. Man weiß nicht, was dann im Herbst passiert, ob es einen da dann trifft“, sagt eine Mitarbeiterin. Sie zittere weiterhin. Die Ungewissheit macht vielen im Betrieb zu schaffen. „Es ist so bedrückend. Man will ja arbeiten. Aber man weiß nicht, wie lange man noch einen Job hat. Das Bangen geht jetzt bis Herbst weiter“, meint ein Mitarbeiter.
„Mich wundert da nicht, dass viele bei Swarovski keine Motivation mehr zum Arbeiten haben. Ich habe schon viele schimpfen gehört. Andere wiederum verstehen die schwierige Firmenlage. Es ist einfach nur schlimm für alle“, sagt eine Wattenerin. Eine ältere Gemeindebewohnerin macht sich Sorgen. Die Stimmung im Ort sei am Boden. „Wattens lebt von Swarovski. Diese Nachrichten treffen jeden hier schwer“, sagt sie. Von der Restaurantbesitzerin bis zum Mechaniker – die Wattener Wirtschaftstreibenden sind sich einig: Der Stellenabbau bei Swarovski wirkt sich auch stark auf viele Betriebe in der Region aus. Man fühlt aber auch mit jedem Einzelnen mit. „Die Arbeiter sind das Um und Auf der Firma. Ihre Expertise macht Swarovski ja erst aus“, meint ein Wattener. Die vielen Entlassungen seien eine Katastrophe. „Der noch größere Paukenschlag wird aber im Herbst folgen. Das muss eine Gemeinde wie Wattens erst mal verkraften“, meint eine Swarovski-Mitarbeiterin.
Für BM Thomas Oberbeirsteiner ist klar: „Wattens wird sich neu aufstellen müssen.“ Die Gemeinde trifft der Stellenabbau nicht nur gesellschaftlich, sondern auch finanziell. Die Zusammenarbeit mit Swarovski sei gut und der Gemeinderat habe sich auf die Situation eingestellt. „Mit der Kurzarbeit und allem haben wir hochgerechnet mit einem Minus von 1,5 Mio. € im laufenden Jahr zu kämpfen. Dass im Oktober nun weitere 1000 Leute entlassen werden, das war für uns nicht absehbar“, sagt Oberbeirsteiner. Die fehlenden Kommunalsteuern wirken sich auf geplante Projekte aus. „Da fehlt dann für manche Dinge sowie Förderungen das Geld“, sagt er.