Baugenossenschaft Frieden: Keine Spekulation begünstigt
Dass in einer von der Baugenossenschaft Frieden in Hall errichteten Anlage mit Wohnungen spekuliert wird, lässt die Wogen hochgehen.
Innsbruck, Hall – In Hall errichtete die Frieden 2017 die in Diskussion stehenden 47 frei finanzierten Wohnungen. Einen Teil davon haben jedoch Käufer erworben, die selbst in der Immobilienbranche tätig sind. So wechselte eine 72 Quadratmeter große Wohnung mit Tiefgaragenplatz gleich zwei Mal den Besitzer. Innerhalb von zwei Jahren wurde sie um 165.000 Euro teurer, ihr Wert stieg von 285.000 Euro auf 450.000 Euro.
Gegenüber der TT distanziert sich die Frieden jetzt vom Vorwurf, auch nur in irgendeiner Form an Wohnungsspekulation beteiligt gewesen zu sein. Wegen massiver Kostenüberschreitungen u. a. durch unvorhersehbare Erschwernisse bei der Bauführung sei es leider nicht möglich gewesen, das Projekt im Rahmen der Wohnbauförderung abzuwickeln, heißt es. Die Vergabe erfolgte durch die Frieden nach Vermittlung von Wohnungsinteressenten der Stadt Hall und über eine Interessentenliste eines Maklers. „Die Wohnungen sind zu einem sehr guten, konkurrenzlosen Kaufpreis knapp über der Fördergrenze angeboten worden.“
Die gemeinnützige Frieden betont außerdem, man habe klar darauf hingewiesen, dass die Wohnungen nicht für Anlegerzwecke gedacht sind. „Mehr kann eine gemeinnützige Bauvereinigung aufgrund der fehlenden Spekulationsverhinderungsbestimmungen bei sofortigen Eigentumswohnungen leider nicht machen.“
Die Kritik an der Genossenschaft reißt jedoch nicht ab. SPÖ-Mandatarin Elisabeth Blanik erinnert daran, dass die Gemeinnützigen vor allem „leistbaren Wohnraum“ zur Verfügung stellen müssten. NEOS-Nationalratsabgeordneter Johannes Margreiter ist empört über die Haller Stadtregierung, die es nicht schaffe, den günstig zur Verfügung gestellten Gemeindegrund nachhaltig für leistbare Wohnungspreise zu sichern. „Es zeigt entweder vollkommenes Desinteresse der Haller Stadtführung an einem auch für Normalverdiener zugänglichen Wohnungsmarkt oder aber erschreckende Inkompetenz. Es gäbe nämlich genug rechtliche Instrumente wie Vorkaufsrechte zu einem bestimmten Preis, um langfristig sicherzustellen, dass mit Wohnungen nicht spekuliert wird.“
LA Markus Sint von der Liste Fritz, der den Fall penibel aufgearbeitet hat, schlägt in dieselbe Kerbe wie Blanik. „Es ist nicht die Aufgabe der gemeinnützigen Baugesellschaft Frieden, frei finanzierte Wohnungen zu bauen. Dieses Geschäft soll eine gemeinnützige Baugesellschaft, die öffentliches Geld erhält und Steuervorteile genießt, gefälligst den privaten Baugesellschaften überlassen.“ Eine gemeinnützige Baugesellschaft solle sich stattdessen um ihre Kernaufgabe kümmern, nämlich leistbaren Wohnraum zu errichten, fordert Sint. (pn)