Kaysergarten in Innsbruck: Ein Garten von allen, für alle
In Innsbruck gibt es den Versuch, mehr Bewusstsein fürs Thema Ernährung zu schaffen. Vier neue Hochbeete fordern zum Garteln, Ernten und Verkosten auf.
Von Elisa Mair
Innsbruck – Dort, wo vor ein paar Monaten neben schattenspendenden Bäumen und einem Schotterweg nicht viel mehr war als eine breite, ungenutzte Wiese, stehen heute rund um eine große Sandkiste vier Hochbeete. Von Weitem kann man gelbe, orange und lilafarbene Blüten erkennen, die in die Höhe wachsen und essbar sind. Bei näherer Betrachtung entdeckt man klitzekleine Tomaten sowie Rucola oder Minze. Wem die anderen Sträucher nichts sagen, dem helfen kleine beschriftete Steine vor den jeweiligen Kräutern, die einem verraten, wie Mangold oder Rosmarin aussieht.
Im Kaysergarten am Innufer zwischen St. Nikolaus und Hötting gibt es seit Kurzem den Versuch, mit der ganzen Stadt einen öffentlichen Garten zu teilen. „Jeder, der vorbeispaziert, darf gerne ernten“, erklärt Ute Ammering vom Ernährungsrat Innsbruck und fügt mit Augenzwinkern hinzu, dass „jeder aber gern auch pflanzen und pflegen darf“. Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, mit dem Projekt „Innsbruck essbar“ das Thema Ernährung im öffentlichen Raum sichtbar und greifbar zu machen.
Schließlich scheiterte nach den Gemeinderatswahlen 2018 der Versuch, die Errichtung öffentlicher Gärten ins Arbeitsübereinkommen zu bringen. „Man dachte, man will mit solchen Anlagen die ganze Stadt ernähren. Es geht aber darum, dass Bürger die Chance bekommen, den Raum selbst zu gestalten“, stellt Janine Bex, Gemeinderätin von den Grünen, fest.
So startete vor etwa einem Jahr das Pilotprojekt im Waltherpark. Dort passiere schon viel. „Zum einen schauen die Leute, im ersten Moment vielleicht auch skeptisch, ins Beet, zum anderen werden sie richtig aktiv.“ Neben der Innbrücke wachsen mittlerweile nämlich Erdäpfel, die ursprünglich nicht von den Initiatoren gesät wurden. Auch in Pradl stehen Hochbeete. Die Hemmschwelle, sich selbst einzubringen, sei überwunden. Dasselbe soll nun im Kaysergarten geschehen.
Bereits beim Aktionstag am 20. Juni fanden sich über den ganzen Tag verteilt bis zu 70 Freiwillige im Park zusammen und brachten übrige Samen und Jungpflanzen von zu Hause mit. In Zusammenarbeit mit der Stadt wurden die Hochbeete, vom Verein „WerkStattCouch“ und der Lebenshilfe gebaut, befüllt. Damit auch jeder an die Pflanzen gelangt, laufen die Holzlatten schräg nach unten hin. „So kommt man auch mit dem Rollstuhl ganz nah ran“, erklärt Ammering. Für eine Gruppe beeinträchtigter Senioren, die zurzeit wöchentlich den Garten pflegen, sei das besonders praktisch.
Noch werden die Hochbeete vom Ernährungsrat betreut. Monatliche Workshops im Kaysergarten, wie etwa zum Thema Wildkräuter und deren Pflege sowie Weiterverarbeitung, sollen noch mehr Leute ermuntern, sich um die Pflanzen zu kümmern, um sie dann auch zu genießen.