Grün-weiße Fahne weht erstklassig: „Wir sollten diese zweite Chance nützen"
Konkurs: Der SV Mattersburg legte gestern die Bundesliga-Lizenz mit sofortiger Wirkung zurück. Die WSG Tirol kann jetzt endgültig für Liga eins planen, viele Optionen auch bei routinierten Spielern greifen.
Von Alex Gruber und Florian Madl
Wattens, Mattersburg – „Erste Liga, erste Liga, erste Liga“ – WSG-Präsidentin Diana Langes sang ins Telefon, als sie die Gratulation für den Klassenerhalt in Marbella (ESP) entgegennahm. „Ich habe schon länger damit gerechnet und bin extrem happy, dass wir die Chance, Bundesliga zu spielen, noch einmal bekommen“, frohlockte das grün-weiße Oberhaupt. Dass der Klassenerhalt nur durch den Finanz-Kollaps des SV Mattersburg zustande kam, wehrte sie gleich ab: „Wir sind sportlich nicht abgestiegen, weil das andere war auf Betrug aufgebaut. Wir haben es ehrlich geschafft. Ehrlichkeit ist ein ganz wichtiger Punkt!“
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Mit Coach Thommy Silberberger hatte sie zu diesem Zeitpunkt auch schon Kontakt. Der „Silbi“ genehmigte sich in Wörgl auch einen Schluck, um dennoch einen ganz klaren und auch sachlichen Blick zu behalten: „Natürlich freue ich mich. Wir sollten diese zweite Chance aber auch nützen und aus den Fehlern lernen.“
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Für wichtige Kräfte wie Lukas Grgic und Michael Svoboda gelte es ebenso passende Neuerwerbungen zu finden wie für Linksverteidiger Felix Adjei. Dass sich Toptorschütze Zlatko Dedic – bei ihm wird mit dem Klassenerhalt wie bei den im Winter verpflichteten Routiniers (Fabian Koch, Stefan Maierhofer, Thanos Petsos, Bruno Soares), die Option zur Vertragsverlängerung schlagend – in den Ruhestand verabschiedet, schließt Silberberger aus. Dass man jünger werden wolle, ohne in einen „Jugendwahn“ zu verfallen, liege auf der Hand. Und? „Wenn einer nicht bei uns bleiben will, werden wir ihm keine Steine in den Weg legen.“ Bei Stefan Hager und Flo Rieder greift auch die Option.
Denn trotz des fixierten Klassenerhalts werden die Bäume bei einem kolportiertem Budget von 4,6 Mio. Euro (inklusive Fernsehgeld) nicht in den Himmel wachsen. Zudem muss man sich auch in der kommenden Spielzeit mit der Heimstätte Tivoli anfreunden, die im abgelaufenen Spieljahr eher ein Fremdkörper und ganz sicher kein Vorteil war.
„Die Erleichterung nach den langen Tagen des Wartens ist natürlich riesengroß. Wir haben endlich Planungssicherheit und können es richtig angehen“, sagte Sportmanager Stefan Köck in seiner ersten Reaktion, während es in der mannschaftsinternen WhatsApp-Gruppe bereits ordentlich rundging. Köck wäre aber auch am gestrigen Tag nicht er selbst gewesen, wenn er nicht gleich zu Demut gemahnt hätte: „Wir genießen es, weiter in Liga eins spielen zu können, aber der Druck wird deswegen nicht kleiner. Und wir müssen wieder aus weniger (siehe Budget, Anm.) viel machen.“ Zur Causa Dedic – „er wird wieder seine Tore machen“ – äußerte sich Köck vertrauensvoll, von der möglichen „Erbmasse“ des SV Mattersburg wäre neben Linksverteidiger Michael Lercher, dessen Vertrag ohnehin ausgelaufen ist, auch Kreativperle Andreas Kuen frei. Der Ötztaler spielt aber nicht zuletzt wegen ganz starker Vorsaison finanziell vermutlich in einer anderen Liga.
Pranter: "Müssen jetzt vieles besser machen"
„Die Anzeichen, dass wir die Liga halten, haben sich verdichtet. Jetzt haben wir Gewissheit. Wir spielen lieber gegen Salzburg und Rapid als, ohne respektlos zu sein, gegen Lafnitz und Horn. Wir sind abgestiegen und müssen jetzt vieles besser machen“, sprach mit Benni Pranter der längstdienende WSG-Akteur.
„Der SV Mattersburg ist seit 14. Juli zahlungsunfähig, seit das mit der Bank passiert ist. Es hat Gespräche mit Investoren, Gönnern gegeben. Aber aufgrund der großen Unsicherheit dieses Kriminalfalls man weiß nicht, was der Masseverwalter der Bank fordert, – wie will man die bedienen? Da springt jeder Investor ab“, wurde SVM-Vizepräsident Hans-Georg Deischler gestern in der Austria Presse Agentur (APA) zitiert. Es heißt Ade Profifußball, zumindest der Nachwuchs und die Akademie (vom Land Burgenland) soll freilich gerettet werden. Das Pappelstadion gehört der Stadt.
Die grün-weiße Fahne weht weiter in der Bundesliga – jene der WSG Tirol, die sauber gewirtschaftet hat.