Anspruchsvolle Traum-Runde rund um den Weißstein
Er präsentiert sich als kühner Zapfen, die Besteigung ist guten Bergsteigern vorbehalten. Rund um den Weißstein finden sich aber auch leichtere Ziele.
Von Irene Rapp
Inzing – Manche Tage – so wie die letzten – erlauben es, lange Touren zu unternehmen: Die Runde von der Inzinger Alm aus auf den Hundstalsee, dann weiter zu Weißstein und Rosskogel (Stubaier Alpen) und wieder hinunter zur Alm ist so eine. Lang und anspruchsvoll, vor allem die Besteigung des Weißsteins ist laut Hinweisschild beim Gipfelanstieg „sehr schwierig“. Aber auch der Weiterweg zum Rosskogel erfordert absolute Trittsicherheit. Dafür wird man mit einem idyllischen See und einer traumhaften Szenerie entschädigt – und wer es gemäßigter angehen will, für den finden sich ebenfalls einige Ziele.
📽 Video | Impressionen von der Tour
So kommt man hin: Man fährt zunächst mit dem Auto die Forststraße zur Inzinger Alm hinauf, kurz vor der Alm gibt es einen größeren Parkplatz. Tipp 1: Passionierte Mountainbiker können die vom Tal aus neun Kilometer lange Strecke (Talort: Inzing) bis zu den Almgebäuden auf 1641 Metern Seehöhe mit dem Rad bewältigen.
Vom Parkplatz aus geht man einige Meter bis zur Alm, links befindet sich das Rangger Köpfl, rechts u. a. die Schloßköpfe und der Brechten, dazwischen viel Almgelände, Latschen und Fels.
Zunächst geht es an der Alm vorbei Richtung Süd-Westen und auf dem gut sichtbaren Steig die erste Geländestufe hinauf. Bis zum Hundstalsee auf 2287 Metern Höhe ist die Gehzeit mit zwei Stunden angegeben. Über weitere Geländestufen mit darauffolgenden idyllischen, flachen Böden geht es so hinauf, der Seebach rauscht herab, vorbei geht es an einer Hütte und die Ausblicke auf Wetterstein und Karwendel im Norden runden die tolle Szenerie ab.
Auf den letzten Metern zum Hundstalsee rechts des Baches wird es noch ein wenig steil, der Weg erfordert Trittsicherheit, und dann hat man schon das wunderschöne Gewässer erreicht. Das Besondere ist aber das Gebäude an seiner südlichen Seite: 1986 wurde hier von zwei Künstlern der so genannte Apollon-Tempel errichtet, dafür wurden Steine nur geschlichtet. Allerdings endete das Ganze mit zahlreichen Gerichtsverfahren, da der Tempel illegal gebaut worden war.
Zum Glück gab es ein Happy End, der Tempel musste nicht abgerissen werden und die zahlreichen Besucher des Hundstalsees freuen sich nun über das schöne Fotomotiv. Tipp 2: Die Tour zum Hundstalsee allein ist auch wunderschön, am Ufer des Gewässers kann man wunderbar innehalten – und wer will, kann in den Tempel hineingehen und dort zur Ruhe kommen.
Zum Weißstein weiter geht es links am Tempel vorbei und über einen Steig unter den Koflerspitzen hinauf (ein Steinmandl zeigt den Beginn des Steiges an). Langsam gewinnt man an Höhe, wer hier im Gelände den Steig nicht immer finden sollte, wird sich nicht schwertun, da Blockwerk und fester Boden gut zu begehen sind. Auf der Scharte angekommen, geht es nun kurz links und dann erhebt sich vor einem schon der atemberaubende Zacken des Weißsteins. Gleichzeitig fragt man sich: Da kommt man wirklich hinauf?
Kurz hinab und über einen Grasrücken bis zum Einstieg: Der schwierigste Abschnitt befindet sich gleich zu Beginn, der Aufstieg zum Gipfelkreuz ist wirklich nur geübten Alpinisten vorbehalten. Einige Male wird man ein wenig klettern müssen, einige Male sind Stahlseile eingezogen. Nach rund 20 Minuten hat man dann den Gipfel erreicht und genießt unter dem von der Bergrettung Gries gewidmeten Kreuz die tolle Rundumsicht. Weiter zum Rosskogel geht es, indem man wieder kurz absteigt und dann auf einem gut sichtbaren Steiglein Richtung Osten, Richtung Inntal, marschiert. Auf dem Weg zum nächsten Gipfel sind erneut einige seilversicherte Stellen sowie kurze Kletterstellen (I-II) zu bewältigen, Trittsicherheit ist einmal mehr erforderlich.
Nach rund 45 Minuten erreicht man so den Gipfel des Rosskogels. Tipp 3: Wer nur den Rosskogel besteigen will, kann diesen von der Inzinger Alm aus ebenfalls ansteuern, der Aufstiegsweg ist dann der nachfolgend beschriebene Abstiegsweg vom Gipfel.
Vom Gipfel geht es nämlich in nördlicher Richtung hinab zum Krimpenbachsattel mit zahlreichen Alm-Tieren, dann über einen Zaun und auf kurzem, gepflastertem Steinweg wieder in den Wald hinein. Auf einem Steig geht es nun durch idyllische Szenerie wieder zur Inzinger Alm hinab. Dort haben wir dann traumhafte Kaspressknödel gegessen und uns von Almpächter Werner Leitner aus Oberperfuss deren Geheimnis verraten lassen. „Wir verwenden mehrere Käsesorten und reiben diese nicht, sondern würfeln sie nur.“ Leitner ist den Sommer über mit der gesamten Familie – Ehefrau, Mutter, drei Töchter – auf der Alm im Einsatz. Diese hat bis 20. September durchgehend geöffnet, ab dann an den Wochenenden bis in den Oktober hinein – „solange das Wetter passt“, so Leitner.
Fazit: Diesen Tag bzw. diese Traumtour wird man nie vergessen.