Weißrusslands Präsident Lukaschenko will Hilfe von Putin

Der durch anhaltende Proteste in Bedrängnis geratene weißrussische Präsident Alexander Lukaschenko will offenbar Russlands Präsidenten Wladimir Putin zu Hilfe rufen. „Putin muss kontaktiert werden, damit ich mit ihm sprechen kann, weil das nicht mehr nur eine Bedrohung für Weißrussland darstellt“, so Lukaschenko laut staatlicher Nachrichtenagentur Belta. In Minsk gab es wieder Protestkundgebungen.

Nach Lukaschenkos offenkundig manipulierten Wahlsieg in der vergangenen Woche kommt es täglich Massenprotesten. „Die Verteidigung von Weißrussland ist heute nicht weniger als die Verteidigung unserer gesamten Region, unserer Union und ein Vorbild für andere“, sagte Lukaschenko laut Belta. „Die meisten von denen, die durch die Straßen ziehen, verstehen das nicht.“

Lukaschenko warnte angesichts der andauernden Massenproteste in seinem Land vor einem Umsturz. „Wir lesen bereits die Anleitungen für eine farbige Revolution“, sagte der Präsident. Es gebe bereits „Elemente äußerer Einmischung“.

„Wir sehen, was passiert. Wir dürfen uns nicht von den friedlichen Aktionen und Demonstrationen einlullen lassen“, sagte Lukaschenko. Mit „farbigen Revolutionen“ meinte er die Umstürze in anderen ehemaligen Sowjetrepubliken wie der Ukraine.

Lukaschenko hatte bereits am Freitag das Ausland für die Proteste verantwortlich gemacht. Er zählte dabei die Niederlande, Polen, Russland und die Ukraine auf. Namentlich nannte er aber nur den russischen Oppositionspolitiker Alexej Nawalny, der mit seinem Team regelmäßig über die Ereignisse im Nachbarland berichtet.

Mit einer Schweigeminute erinnerten am Samstag Tausende Menschen in Minsk an einen Demonstranten erinnert, der bei den Protesten ums Leben gekommen war. Viele legten in der Hauptstadt Blumen nieder und entzündeten Kerzen, wie in Videos in Kanälen des Nachrichtendienstes Telegram zu sehen war.

Einige knieten in der Nähe des Unglücksortes in der Nähe des Zentrums nieder und hielten inne. Der Ort glich einem Blumenmeer.

Nach Darstellung der Behörden soll in der Hand des 34-Jährigen ein Sprengsatz explodiert sein, den er auf Sicherheitskräfte habe werfen wollen. Viele Menschen glauben dieser Version nicht. Ein Augenzeuge sagte dem Portal tut.by, der Mann sei am Montag auf die Polizisten zugelaufen, es habe keine Explosion gegeben. Dem Vater des 34-Jährigen soll es demnach auch nicht gestattet worden sein, seinen Sohn in der Leichenhalle ein letztes Mal zu sehen.

Im Zusammenhang mit den Protesten gegen Staatschef Lukaschenko sind bisher zwei Menschen ums Leben gekommen. Die Polizei in der Stadt Gomel hatte am Mittwoch den Tod eines jungen Mannes bestätigt, der am Sonntag festgenommen worden war. Nach Aussagen der Mutter wollte der 25-Jährige, der eine Herzkrankheit gehabt habe, seine Freundin besuchen und war auf dem Weg dorthin in Polizeigewahrsam gekommen. Er kam dann in eine Klinik, wo er starb.

Auch am Samstag gingen wieder landesweit Zehntausende Menschen in mehreren Städten des Landes gegen Staatschef Alexander Lukaschenko auf die Straße. Auslöser war die von massiven Fälschungsvorwürfen überschattete Präsidentenwahl am vergangenen Sonntag.

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