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Porsche Targa: Sturmhaube mit Bügel

Frisch gebügelt: Der 911 Targa ist und bleibt mit seinem kleinen Stück Himmel über den Köpfen ein Ausnahmetalent in Sachen Fahrfreude.
© Werk

Nach Coupé und Cabrio macht Porsche mit dem Targa das 911-Trio in der jüngsten Generation wieder komplett. Zwei Leistungsstufen – 385 und 450 PS – sind lieferbar.

Von Stefan Pabeschitz

Stuttgart – Ursprünglich war der Targa nur als Sicherheits-Variante zum Vollcabrio gedacht, um den dahingehend humorlosen US-Vorschriften zu entsprechen: ein offener Kompromiss mit einem stabilen Bügel für den Fall der Fälle. Den klangvollen Namen entliehen sich die Stuttgarter vom legendären sizilianischen Straßenrennen Targa Florio. Ein glücklicher Zufall: Dass Targa im Italienischen nebenbei auch „Schild“ bedeutet – also genau das Teil, das die neue Karosserievariante in abnehmbarer Form über den Köpfen von Fahrer und Beifahrer trug –, war damals gar niemand bewusst.

Aus dem Schild ist über die Jahrzehnte und Baureihen ein dick wattiertes Stoffstück geworden. Es muss auch schon längst nicht mehr eigenhändig raus- und reingebastelt werden – inzwischen erledigt das auf Knopfdruck eine schlaue Kinematik. Die Dach-Show läuft spektakulärer ab als beim Cabrio: Erst das Anheben des Stoffteils, dann der verglasten Dachpartie dahinter, am Ende verstaut sich das eine unsichtbar unter dem anderen. Was den Targa gegenüber dem Vollcabrio immer ausgezeichnet hat: Er verfügt über die unverwechselbare 911-Silhouett­e – und bietet trotzdem Frischluft-Vergnügen.

Unverändert ist seit der Premiere 1965 der Bügel mit seiner gebürsteten Aluminium-Oberfläche geblieben, auf dem auch nach wie vor der klassische Targa-Schriftzug prangt. Seit 2006 und der Baureihe 997 sind die Bügel-Porsche aber ausschließlich mit Allradantrieb zu haben – angeblich der diesbezüglichen Vorliebe der Kundschaft folgend. Der entspricht auch die Option, nur der stärkeren Variante 4S mit 450 PS optional die Ehre der Handschaltung angedeihen zu lassen. Wer den mit 385 PS auch nicht gerade untermotorisierten Targa 4 wählt, wird ausschließlich mit der Achtgang-Doppelkupplungsautomatik PDK bedient.

Beide Versionen schöpfen ihre Power aus dem 3-Liter-Sechszylinder-Boxer mit Biturbo-Aufladung, der auch Coupé und Cabrio befeuert. Die technische Feinkost rundherum steht für den Targ­a ebenfalls uneingeschränkt zur Verfügung: Traktions-Management, elektronisch geregeltes Dämpfersystem, Torque Vectorin­g und Hinterachs-Differenzialsperre samt variabler Drehmomentverteilung, optional noch aufrüstbar mit Hinterachslenkung und Wank­stabilisierung.

Fahrdynamisch ist die Cabrio-Alternative damit auf Augenhöhe mit den beiden Geschwistern, subjektiv vermittelt sie aber das Beste aus beiden Welten. Der Allrad macht aus seiner Kraftverteilung von hinten nach vorne keinen Hehl und bestätigt die Talente freigiebig mit dem stufenweisen Nachwürzen der Reizbarkeit in den Fahrmodi Sport und Sport+. Auch auf zwischen Autobahn und Bundesstraße wechselnden Straßenabschnitten beschränkt sich die Vorliebe rasch auf diese beiden: Das großzügige Ausschmieren der Kurven und knappe Ansetzen rascher Wechsel gelingt damit einfach spürbar am besten. Worin sich der Targa nach dieser Erfahrung vom Cabrio abhebt: Er ist zumindest gefühlt mehr offener Sportwagen als hochmotorisierte Auslage für Zeigefreudige, der perfekte Mix aus Frischluft-Vergnügen und dem letzten Quäntchen Sicherheitsreserve im Kopf – dank des Bügels dahinter. Er rettet damit ein bisschen Fahren wie damals in die dahingehend sonst eher triste Gegen­wart.

In der lässt sich Porsche den Spaß mit 158.551 Eur­o für den Targa 4 vergüten, weitere 17.770 Euro müssen für den handgerührten 4S lockergemacht werden. Für Nostalgie-Fans legen die Stuttgarter eine auf 992 Stück limitierte Serie mit Sonderlack und -interieur sowie liebevoll gestalteten Histo-Details auf.