Auto-Test

VW Golf: Der Beste ist dem Guten auf der Spur

Der neue Golf pflegt ein frisches, modernes Erscheinungsbild, ohne die Revolution im Kompaktwagensegment auszurufen.
© Markus Höscheler

Die achte Generation des Volkswagen Golf hat viele Stärken von seinen Vorgängern übernommen und sogar noch ausgebaut. In manchen Bereichen bewegt sich der Kompakte noch im Experimentalmodus.

Von Markus Höscheler

Rum – Ein jahrzehntelang vom Erfolg Verwöhnter hat sogar seinen Stockerlplatz verloren: Im Juli sicherte sich der neue Golf in Österreich 630 Pkw-Neuzulassungen – und landete damit nur noch auf Platz vier. Zum Trost: Das Trio, das besser abschnitt – Octavia, T-Cross und Ateca – zählt ja doch zur Großfamilie. Diejenigen allerdings, die für die Entwicklung und Vermarktung des Golf Verantwortung tragen, können mit den bisher erzielten Ergebnissen der achten Generation nicht zufrieden sein, denn mit den verwirklichten Stückzahlen fährt das Modell national wie international seiner Form hinterher – und das lässt sich nicht alles Corona anlasten.

Das Liebkind der Branche war im vergangenen Jahr ins Straucheln geraten; die Produkteinführung hatte sich verzögert, auch konzernintern gab es jede Menge Kritik rund um den Golf VIII. Wobei hinzugesagt werden muss: Die Latte bei dem Kompaktwagen von VW liegt aufgrund der 45 Jahre währenden Erfolgsserie sehr hoch. Die Mischung aus Fahrkomfort, kompaktem Format, einwandfreier Bedienung und ausreichendem Platzangebot suchte immer wieder ihresgleichen. In der Tat hat der Nachfolger in vielen Bereichen das Erfolgsrezept seiner Vorgänger übernommen. Auch der neue Golf fährt sich mit seiner ausreichend direkt-präzisen Lenkung, seiner knackigen, genau geführten Sechsgang-Handschaltung, seinem ausgewogenen Fahrwerk und seinem im Testwagen verbauten 115 PS starken Zweiliter-Basisdiesel, als gäbe es nichts Einfacheres. Dazu gibt es ein in jeglicher Hinsicht passendes Sitzgefühl, ein angenehmes Raumgefühl und eine wertige Anmutung der verwendeten Materialien. Bewährt hat sich zudem die Größe des Ladeabteils und die für Kompaktwagen übliche Variabilität hinsichtlich des Umlegens der Rücksitzlehnen, das Wohlgefühl wird unterstützt von einer Zweizonenklimaautomatik.

Einen Tritt hat Volkswagen im Golf dem Analogen verpasst und stattdessen recht kompromisslos auf Digitales gesetzt. Das Instrumentarium verzichtet beispielsweise ab Werk auf klassische Anzeigen und setzt auf einen hochauflösenden Bildschirm. Daneben thront ein zweites Display, natürlich mit Touchfunktion versehen, um das Infotainmentsystem bedienen zu können. Die Darstellung ist gestochen scharf und mit hoher Leuchtkraft, doch das System lässt sich nach dem Motorstart lange Zeit bis zum Hochfahren. Dafür schnell, bisweilen zu schnell, agieren die Parksensoren, die beim Anfahren gelegentlich vor Hindernissen warnen, obwohl diese nicht existent sind.

Versöhnlich stimmt dafür, abseits des entspannenden Fahrerlebnisses, der Ölbrenner, der sich mit hoher Laufkultur, ansprechender Leistungsentfaltung und zurückhaltendem Spritkonsum in die Empfehlungsliste einträgt. Mit 5,7 Litern je 100 Kilometer im an Berg-und-Tal-Fahrten nicht gerade raren TT-Test lässt es sich leben – für den Testwagenpreis von 31.209,40 Euro braucht es aber wohl noch die Zustimmung eines wohlwollenden Finanzinstituts.

Die Technik

Motor: Vierzylinder-Turbodiesel

Hubraum: 1968 ccm

Drehmoment: 300 Nm bei 1600 U/min

Leistung: 85 kW/115 PS

L/B/H: 4284/1789/1491 mm

Gewicht: 1380/1880 kg

Kofferraumvolumen: 381–1237 l

Tankinhalt: 50 l

Höchstgeschwindigkeit: 202 km/h

0–100 km/h: 10,2 Sekunden

Verbrauch: 5,7 l/100 Kilometer

Kraftübertragung: Vorderradantrieb

Preis: 31.209,40 Euro

CO2-Emission: 107–138 g/km