Prozess

Untreue-Vorwurf: Aus Liebe zum Rennsport vor Gericht

Eine Tiroler Firma wurde Hauptsponsor eines Rennteams. Ein ehemaliger Mitarbeiter steht jetzt wegen Verdachts der Untreue vor Gericht.
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Durch Untreue soll ein Mitarbeiter seine Firma um 425.000 Euro geschädigt haben. Der Angeklagte dementiert.

Innsbruck –„Nicht schuldig“: Mit viel Selbstvertrauen und fester Stimme bestritt ein Techniker (46) am Dienstag am Landesgericht, durch Untreue einen Schaden von 425.000 Euro verursacht zu haben. Staatsanwalt Andreas Leo war anderer Meinung: Der Ankläger warf dem ehemals leitenden Angestellten und nebenberuflichen Manager eines Tiroler Motorsport-Teams vor, die Schadenssumme mithilfe von Scheinrechnungen in den Rennsport gesteckt zu haben. Konkret soll der 46-Jährige Lieferanten seiner Firma angewiesen haben, Scheinrechnungen bzw. überhöhte Rechnungen zu stellen, die er dann laut Anklage zur Auszahlung freigegeben hat.

Doch der Reihe nach: Bereits vor neun Jahren schlug der Techniker seinem ebenfalls Rennsport-begeisterten Chef vor, ein kleines Tiroler Motorsport-Team zu sponsern. Vorschlag angenommen – fortan flossen 5000 Euro jährlich auf das Konto des Rennstalls. Zwei Jahre später „ergab sich die Gelegenheit, in ein größeres Team einzusteigen, das an der viertwichtigsten Rennserie nach der Formel 1 teilnahm“, schilderte der Angeklagte.

„Eigentlich war ich nur Mädchen für alles“

Und zwar als Hauptsponsor – fortan war der Name des Tiroler Unternehmens großflächig auf dem Rennwagen und damit auch auf mehreren TV-Sendern zu sehen. Und das für ein Butterbrot: Obwohl für die Rennserie ein Jahresbudget von etwa 300.000 Euro erforderlich war, musste das Unternehmen – offiziell – nur 15.000 Euro per anno aufwenden. Auch weil die Lieferanten mitsponserten. „Ich hab’ sie in Absprache mit dem Chef gefragt, ob sie das Team mitfinanzieren wollen“, erzählte der 46-Jährige, der mittlerweile auch Manager des Rennstalls war. „Eigentlich war ich nur Mädchen für alles.“ Ein Teil des Budgets sei dadurch finanziert worden, dass die Lieferanten für ihre Waren vom Arbeitgeber des Angeklagten den Listenpreis verrechneten, ohne den sonst üblichen Rabatt zu gewähren.

Die somit höheren Einkünfte steckten die Firmen in das Rennteam. Von Scheinrechnungen könne somit keine Rede sein, so der Angeklagte. Auch das sei mit dem Geschäftsführer vereinbart gewesen. „Außerdem habe ich die Rechnungen nur überprüft, aber nicht zur Auszahlung freigegeben.“ Der Chef kommt demnächst zu Wort. Vertagt, Fortsetzung am Montag. (tom)

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