Bessere Strategie für Neophyten in Tirol gefordert
Im Kampf gegen die Verbreitung von invasiven Pflanzenarten braucht es gezieltere Maßnahmen, sagt Tirols Neophytenmanager Konrad Pagitz. Und Teamgeist.
Von Jasmine Hrdina
Innsbruck – Es war heuer nur eine kleine Gruppe Freiwilliger, die kürzlich in Langkampfen ausrückte, um invasiven, gebietsfremden Pflanzenarten den Garaus zu machen. Corona-bedingt, normalerweise ruft der Verein Unos 93 nämlich zur großen gemeinsamen Neophyten-Säuberungsaktion in der Unterländer Gemeinde auf. Die Arbeit gehört auch in der Krise gemacht, sonst nehmen Springkraut und Co. Überhand, ist Vereinsobfrau Margarethe Egger überzeugt.
Tirolweit engagieren sich Hunderte Freiwillige jedes Jahr am Kampf gegen die so genannten Neophyten – vom Mensch eingeschleppte, gebietsfremde Pflanzen, die die heimische Flora zurückdrängen. Es ist ein Einsatz zwischen Sisyphus und unverzichtbarer Arbeit. Tirols Neophytenmanager Konrad Pagitz hebt die Bedeutung der Freiwilligenarbeit hervor, mahnt jedoch, es sei höchste Zeit, gezieltere Maßnahmen zu setzen, um der unkontrollierten Verbreitung von Springkraut, Beifuß-Ambrosie, Riesenbärenklau und Co. den Riegel vorzuschieben. „Es ist nicht der frühestmögliche Zeitpunkt, zu dem eingegriffen wird, aber es ist auch nicht zu spät, um die weitere Ausbreitung zu bremsen“, sagt Pagitz. Bei bestimmten Bauvorhaben kann der Sachverständige im Rahmen des Naturschutzverfahrens ein Neophytenmanagement zwar vorschreiben. Dies passiert aber in erster Linie bei Deponien, Gewässerverbauungen, Kraftwerken, Forstwegen sowie beim Straßen- und Wegbau. Einheitlich geregelt sind weder die zu ergreifenden Maßnahmen noch die Entsorgung.
So verbreiten sich die unliebsamen Pflanzen und Stauden hierzulande oft über Aushubmaterial und landwirtschaftliche bzw. Bau-Maschinen.
Das Land empfiehlt, gesammelte invasive Pflanzen in den Kompostieranlagen der jeweiligen Gemeinden zu entsorgen, solange das Material frei von vermehrungsfähigen Teilen wie Samen oder unterirdischen Ausläufern ist. Andernfalls wird es einer Heißkompostierung zugeführt.
Aushubmaterial generell mit Hitze zu behandeln sei aus ökologischer Sicht nicht der beste Weg, erklärt Pagitz. „Man tötet damit auch hilfreiche Organismen ab.“ Generell sei es ein massiver Eingriff in die Umwelt, so große Gräben auszuheben – manche Neophytenarten wurzeln bis zu zwei Meter tief. Generell gilt: Ausreißen ist effektiver als abschneiden.
Bei den ÖBB setzt man seit 2014 auf natürliche Rasenmäher: Entlang der Bahnböschungen in Kärnten dürfen sich Schafe und Ziegen satt fressen – und mampfen damit auch den unerwünschten Japanischen Staudenknöterich einfach weg. In Tirol gibt es bisher kein solches Projekt, jedoch kümmern sich speziell geschulte Mitarbeiter um das Problem. Bahndämme, aber auch Autobahnen bieten den Pflanzen ideale Chancen, sich weiter auszubreiten, „weil die Struktur dort von der Umgebung abweicht“, schildert Pagitz.
Das fällt auch Vereinsobfrau Egger in Langkampfen auf. Für die Ausreiß-Aktionen im nächsten Jahr will sie jedenfalls ÖBB und Asfinag mit an Bord holen, um die Gemeinde neophytenfrei zu bekommen.
Beim Land Tirol kündigt man indes an, man werde Ende August neue Vorgehensweisen für invasive Arten in Tirol präsentieren.