Mit Abstand und Maske zum Lift: Kommt ein Limit beim Skifahren?
Wie viele Skifahrer verträgt ein Skigebiet in Corona-Zeiten? Seilbahner legen ein Sicherheitskonzept vor. Abstandhalten beim Anstellen, Limits in Restaurants, Maskenpflicht dürften fix sein. Kartenlimits sind umstritten.
Von Anita Heubacher
Innsbruck – Beim Anstellen zum Lift könnte sich im nächsten Winter die Spreu vom Weizen trennen. „Wenn das Skigebiet voll ist, gibt es noch ein Tageskarten-Kontingent online. Der Gast wird bevorrechnet“, sagt FPÖ-Tourismussprecher Gerald Hauser. Der Nationalrat der selbst ernannten sozialen Heimatpartei weiß, dass er sich damit nicht unbedingt Freunde macht. „Anders wird es nicht gehen“, ist Hauser überzeugt. Um die Abstände beim Anstellen, in der Gondel und auch in den Restaurants am Berg besser einhalten zu können, bekämen zuerst die Gäste das Recht, Ski zu fahren, dann die Freizeitticket-Besitzer und dann eben die, die eine Tageskarte online kaufen. Die Beförderungskapazitäten würden sich halbieren und damit weniger Menschen im Skigebiet sein.
FPÖ und NEOS fordern von der Bundesregierung, „endlich“ Regelungen für den Winter-Tourismus auf den Tisch zu legen. Die Unternehmer müssten planen können. Die „Kugel“ werde zwischen der türkisen Tourismusministerin Elisabeth Köstinger und dem grünen Gesundheitsminister Rudi Anschober ebenso hin- und hergeschoben wie zwischen Bundesregierung und Landeshauptleuten. „Unerträglich, unzumutbar. Ein Totalversagen“, sagt Hauser.
ÖVP-Nationalrat und Seilbahnsprecher in der Wirtschaftskammer Franz Hörl kann Hausers Ideen nichts abgewinnen. „Eine Kontingentierung oder eine Bevorzugung des Gastes wird es nicht geben. Sonst bricht Chaos aus.“ Der Zillertaler kann sich noch erinnern, als vor vielen, vielen Jahren, als es noch keine Beschneiungsanlagen gab, am Gletscher versucht wurde, zu kontingentieren. Zwei Eingänge, einer für Gäste und einer für Einheimische. „Da hat man sich gegenseitig mit Skistöcken attackiert. Manche sind sogar angespuckt worden.“
Letzteres wäre in Corona-Zeiten wohl besonders übel. Der Vorstand der Silvrettaseilbahn AG in Ischgl, Samnaun und Galtür, Günther Zangerl, kann einer Kontingentierung nichts abgewinnen. „Wir sind zu behandeln wie ein öffentliches Verkehrsmittel. Keine Kontingentierung, dafür Maskenpflicht“, sagt er. Alles andere, eine Drittelung oder eine Halbierung der Fahrgäste, wäre eine „ungute Entwicklung“. Im Skigebiet Ischgl und Samnaun sind an einem Spitzentag im Winter 20.000 Skifans unterwegs, im Schnitt sind es 13.000 pro Wintertag. Es gibt drei Zubringerbahnen, die in einer Stunde 9000 Menschen ins Skigebiet bringen. In einer der Zubringerbahnen hätten in einer Gondel 30 Menschen Platz. In den kleineren Gondeln hätten sich die Gäste im Sommer gut aufgeteilt. „Das wird im Winter sehr viel schwieriger. Das ist klar.“ Auch das Anstellen am Lift sei nicht ohne, sagt Zangerl. „Wir überlegen uns, wie man das Anstellen entzerren könnte.“ Genaueres lässt er sich nicht entlocken.
Lift und Piste sind das eine, Restaurants das andere. „Hier wird es vor allem im Selbstbedienungs-Bereich Limitierungen brauchen.“ Ob das mit Ordnern oder technisch zu bewältigen sei, sei noch offen. „Wir wissen einfach noch zu wenig, wie die Rahmenbedingungen aussehen sollen.“
Etwas mehr Klarheit erhofft sich Franz Hörl vom Gesundheitsminister. Dem stattet er am Dienstag einen Besuch ab und zeigt Rudi Anschober vor, was im Winter als Mund-Nasen-Schutz dienen könnte. Ein Buff, also ein Falttuch, ein Helm mit Vollvisier und ein Mundschutz mit Einlage. „Die Maskenpflicht fällt im Winter leichter, weil es modische Schickness wird“, sagt Hörl. So wird aus einem Seilbahner ein Modekenner.