Corona-Pandemie

Einreisekontrollen am Brenner: Covid-Checks zu jeder Zeit

Im Verdachtsfall messen die Soldaten bei den Covid-Kontrollen an der Grenze auch die Temperatur.
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Tirol hat 120 Soldaten zusätzlich angefordert, um die Covid-Einreisebestimmungen zu überwachen. Offene Fragen gibt es vor allem wegen der Heimkehrer von den Balearen.

Von Wolfgang Sablatnig

Innsbruck, Wien – 16 Stunden pro Tag, in dieser Zeit aber lückenlos: So lautet die aktuelle Vorgangsweise bei den Corona-Einreisekontrollen am Brenner, berichtet Elmar Rizzoli, Sprecher des Einsatzstabes des Landes. Die Kontrollzeiten ändern sich von Tag zu Tag, damit niemand die Checks bewusst umgehen kann. Der große Ausweichverkehr von Rückkehrern aus den Risikogebieten am Westbalkan und Kroatien ist aber ausgeblieben: „Das, was wir befürchtet haben, ist nicht eingetreten. Wir haben pro Tag null bis drei Personen, die vom Balkan kommen.“

Die Behörden stellen sich jedenfalls darauf ein, die Kontrollen länger aufrechtzuerhalten. Derzeit befindet sich der Gesundheitscheck bei der Mautstelle Schönberg. Eine Verlegung zur Passhöhe ist geplant.

Erst diese Woche hat das Land auch insgesamt 120 Soldaten des Bundesheeres angefordert, um die Kontrollen zu unterstützen: das Gros für den Brenner, aber auch für den Reschenpass und die Grenze in Sillian.

Ein Teil dieser 120 Männer und Frauen ist auch als Reserve gedacht, wenn am Montag die Reisewarnung für die spanischen Balearen in Kraft tritt. Offen war vorerst, wie Personen kontrolliert werden, die über die Flughäfen München und Memmingen zurückkommen. Direktflüge ab Innsbruck gibt es in diesem Sommer nicht.

Der Assistenzeinsatz des Heeres ist nicht unumstritten. SPÖ, FPÖ und NEOS im Land kritisieren Landeshauptmann Günther Platter und Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (beide ÖVP). NEOS-Klubobmann Dominik Oberhofer wirft ihnen vor, „Politik mit der Angst“ zu machen. Das Heer werde für eine „türkise Inszenierung“ systematisch missbraucht, ergänzt SPÖ-Chef Georg Dornauer. FPÖ-Wehrsprecher Alexander Gamper spricht von einer „Alibiaktion“.

1️⃣ Wer ist das Ziel der Covid-Kontrollen? Rizzoli: „Wir interessieren uns für die, die nach Österreich einreisen und in Österreich bleiben.“ Die Einsatzkräfte entscheiden nach Herkunft: Wer ein deutsches Kennzeichen hat, wird Tirol vermutlich nur durchqueren. Österreicher und Bürger der Balkanstaaten hingegen werden befragt, woher sie kommen und wohin die Reise geht. Laut dem Sprecher kommt an den Übergängen nach Tirol nur eine Handvoll Reisender aus einem Balkanland.

2️⃣ Wer verhängt im Anlassfall die Quarantäne? Kann jemand bei der Einreise aus einem Risikogebiet keinen aktuellen Corona-Test (maximal 72 Stunden alt) vorweisen, muss er diesen Test auf eigene Kosten binnen 48 Stunden nachholen. Bis zum Ergebnis gilt Quarantäne. Die Einsatzkräfte an der Grenze verständigen die Gesundheitsbehörde am Wohnsitz.

3️⃣ Messen Soldaten und Einsatzkräfte auch die Körpertemperatur der Einreisenden? Ja, bei Verdacht auf eine akute Infektion. Bei Fieber wird ein Amtsarzt zugezogen, der die weitere Vorgangsweise festlegt. Der Betroffene gilt als Verdachtsfall.

4️⃣ Wie ist die Lage bei den Kroatien-Heimkehrern? Gesundheitsminister Rudolf Anschober besuchte gestern eine Covid-Teststraße in Oberösterreich. Er berichtete von einem drastischen Anstieg der infizierten Kroatien-Heimkehrer: In der Vorwoche waren es 247, eine Woche davor erst 39, noch eine Woche früher nur neun. Die Gratistests für Urlauber, die vor der Reisewarnung heimkehrten, haben bis gestern 175 Infektionen ans Licht gebracht. Die Aktion läuft noch bis heute.

5️⃣ Wie werden die Heimkehrer aus Mallorca und Ibiza kontrolliert? Ab Montag gilt die neue Reisewarnung für die Balearen. Im Vergleich zu Kroatien, wo bis zu 40.000 Österreicherinnen und Österreicher Urlaub gemacht haben, ist die Zahl der Betroffenen mit rund 3500 viel geringer. Wer schon zurückgekehrt ist, kann sich – so wie die Kroatien-Urlauber – gratis testen lassen. Ein Problem für die Einsatzkräfte ist die unklare Situation bei der Einreise – nach Tirol meist über München und Memmingen mit dem Flugzeug und dann weiter mit dem Auto. Rizzoli hofft auf eine abgestimmte Lösung mit dem Bund und den anderen Bundesländern.