Angriff auf Präsidenten der jüdischen Gemeinde Graz
Der Präsident der Jüdischen Gemeinde Graz, Elie Rosen, ist am Samstagabend vor dem jüdischen Gemeindehaus von einem Unbekannten mit einem Holzprügel attackiert worden. Rosen wollte mit seinem Auto auf das Grundstück des jüdischen Gemeindehauses einfahren, als er angegriffen wurde, sagte die Sprecherin der jüdischen Gemeinde, Brigitte Wimmer. Er habe rechtzeitig in sein Fahrzeug flüchten können.
Der Präsident und eine Begleitung seien beim Versuch, auf das Synagogenareal einzufahren, auf einen Mann mit Baseballkappe und Rad aufmerksam geworden, der offensichtlich einen Stein mit sich führte. Als Rosen sein Auto verlassen habe, sei er von dem Unbekannten mit einem Holzprügel, offenbar ein Baseballschläger, angegriffen worden. Der Präsident habe sich in letzter Sekunde zurück ins Auto flüchten können. Danach habe der Angreifer noch mit dem Baseballschläger auf das Fahrzeug eingeschlagen, erklärte Wimmer.
Die steirische Polizei leitete sofort eine Fahndung nach dem Verdächtigen ein. Der Unbekannte flüchtete nach seinem Angriff mit einem Fahrrad. Rosen wurde bei dem Überfall nicht verletzt. Laut Polizei wurden Objektschutz für die Synagoge und persönlicher Schutz für Rosen angeordnet.
Bundespräsident Van der Bellen verurteilte die Attacke scharf. „Judenhass und Antisemitismus haben keinen Platz in unserer Gesellschaft. Meine Solidarität gilt allen in Österreich lebenden Jüdinnen und Juden“, teilte Van der Bellen auf Twitter mit.
Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) erklärte in einer ersten Reaktion, er habe eine verstärkte Überwachung aller jüdischen Einrichtungen in Österreich angeordnet. Auch das Einsatzkommando Cobra werde zur Unterstützung herangezogen werden. Nehammer: „Antisemitismus hat in unserer Gesellschaft keinen Platz. Wer jüdische Mitbürger angreift, greift die Grundpfeiler unseres demokratischen Zusammenlebens an.“ Der Innenminister kündigte an, er werde am Montag Elie Rosen und den Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde in Wien, Oskar Deutsch, sowie weitere Vertreter der Israelitische Gemeinde zu einem Gespräch einladen. Dabei solle die aktuelle Lage besprochen werden.
Rosen selbst konstatierte nach dem Vorfall: „Ich werde mich in meiner Arbeit für die Gemeinde durch diese Anschläge in keinster Weise beeinträchtigen lassen.“ Er erklärte im Gespräch mit der APA, er sei schon schockiert darüber, die Stimmung sei aber schon vorher aufgrund der Anschläge auf die Synagoge gedämpft gewesen. „Es ist aber schon noch einmal etwas anderes, wenn man persönlich angegriffen wird“, meinte Rosen.
Am Mittwoch hatten Unbekannte die Außenmauer der Synagoge in Graz mit propalästinensischen Parolen beschmiert. Auch das Gemeindehaus war zum Ziel geworden. In der Nacht auf Samstag warf ein unbekannter Täter mehrere Betonstücke gegen die Fenster an der Nordseite. Eine Scheibe ging dabei zu Bruch, mehrere Fenster wurden beschädigt. „Der Mann auf den Überwachungskameras sieht genau so aus wie jener, der heute auf mich losgegangen ist“, sagte Rosen.
Er sei mit dem Auto auf das Grundstück der Gemeinde eingebogen. Dabei müsse er einen Radweg queren. „Da habe ich gesehen, dass parallel zu mir ein Mann auf einem Fahrrad fährt, der einen Stein in der Hand hat.“ Er sei ausgestiegen, um den Mann zur Rede zu stellen: „Ich habe ihn gefragt, was er da macht. Und da ist er schon mit einem Prügel auf mich losgegangen.“ Er habe sich noch ins Auto gerettet und schnell die Türen verriegelt. „Dann hat er mehrmals auf das Auto eingedroschen, danach ist er mit dem Rad davongefahren.“ Die Schäden am Fahrzeug seien überraschenderweise nicht besonders groß, „obwohl er ziemlich fest draufgehaut hat“. Während der ganzen Aktion habe der Mann kein einziges Wort gesprochen, „er ist nur auf mich losgegangen“.
Es sei traurig, dass es in Graz zu solchen Vorfällen komme. „Ich hätte nicht gedacht, dass so etwas passiert.“ Er werde sich aber davon nicht beirren lassen. Dass die Polizei bereits eine verstärkte Überwachung angeordnet hat, begrüßte Rosen. Er will auch die angekündigte Einladung von Innenminister Nehammer zum Gespräch annehmen, „so sie denn ausgesprochen wird“.