Nach Angriff auf Rosen: Ermittlungsgruppe eingerichtet

Nach dem tätlichen Angriff auf den Präsidenten der jüdischen Gemeinde Graz, Elie Rosen, am Samstagabend sowie den Sachbeschädigungen bei der Synagoge und dem Vereinslokal der Rosalila PantherInnen hat die Polizei die Ermittlungsgruppe „Achava“ eingerichtet. Sie soll den Verdächtigen, nach dem nun mit einem Fahndungsfoto gesucht wird, schnappen, hieß es am Sonntag bei einem Pressegespräch in Graz.

„Achava“ ist hebräisch und bedeute Brüderlichkeit, schilderte Rupert Meixner, Chef des Landesamtes Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT). Landespolizeidirektor Gerald Ortner sagte, dass der Täter offenbar in der Nacht auf Mittwoch zum ersten Mal bei der Synagoge zugeschlagen haben dürfte. Im Laufe der Woche kam es dann noch zu weiteren Delikten, die dem Verdächtigen zuzuschreiben sind: So wurden etwa auch die Schaufenster des Vereinslokals der Rosalila PantherInnen, einer schwul-lesbischen Interessenvertretung, eingeschlagen. Die Personenbeschreibung der Zeugen passt zu jener von der Synagoge, sagte Meixner auf APA-Nachfrage. Er erklärte: „Es handelt sich nicht nur um einen antisemitischen, sondern auch um einen homophoben Täter.“

Während die Ermittlungsgruppe nach dem Verdächtigen sucht, es dürfte sich nach derzeitigen Erhebungsstand um einen Einzeltäter handeln, werden die Synagoge sowie auch Präsident Rosen beschützt. Auch das Vereinslokal der Rosalila PantherInnen werde bewacht. Die Streifenaktivität in der Innenstadt wurde verstärkt. Ortner stellte auch klar, dass bei einer Mahnwache von betroffenen Grazerinnen und Grazern in der Nacht auf Sonntag vor der Synagoge sehr wohl die Polizei präsent war - allerdings vielfach in Zivilkleidung, weshalb sie auch nicht erkannt werden konnte.

Insgesamt werden dem Täter bisher sieben Delikte zugeschrieben: Sachbeschädigungen durch Steinwürfe oder Schmieraktionen, in einem Fall soll er es auch auf ein Etablissement im Rotlichtmilieu abgesehen haben. Eine Spur oder ein konkreter Hinweis, der zu dem Mann führen könnte, lag Sonntagmittag vorerst nicht vor, sagte Meixner. Die Schriftzüge seien definitiv propalästinensische Parolen.

Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) zeigte sich beim Pressegespräch in der Grazer Burg betroffen: „Was sich in den letzten Tagen in Graz abgespielt hat, ist menschenverachtend und zutiefst verwerflich. Antisemitismus hat in der Menschenrechtsstadt Graz und in der Steiermark, ein Land der Vielfalt, auch der Religionen und Kulturen, nichts zu suchen.“

„Zur Demokratie, dir wir hochhalten, gehört auch die Toleranz. Aber das was da passiert ist, da gibt es null Toleranz, weil wir das Miteinander hoch schreiben. Es ist ein Vandalenakt, der darin gegipfelt hat, dass auch Menschen attackiert wurden“, so der LH. „Antisemitismus ist nicht links, ist nicht rechts, ist nicht muslimisch, er ist überall. Und es ist mir persönlich völlig egal, woher er kommt: Antisemitismus darf es nicht geben.“

Seit dem Zweiten Weltkrieg sei die jüdische Gemeinde in Graz nicht mehr derart angegriffen worden. Daher gebe es nun den „Schulterschluss“ zwischen Stadt und Land über Parteigrenzen hinweg, erklärte Schützenhöfer mit Blick auf den Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP), LHStv. Anton Lang (SPÖ) und Vizebürgermeister Mario Eustacchio (FPÖ), die alle beim Pressegespräch ebenfalls ihre Solidarität mit der jüdischen Gemeinde zum Ausdruck brachten. Lang sagte, er sei „zutiefst erschüttert“ über den „Angriff gegen das Miteinander“. Nagl zeigte sich betrübt, über die „bösartigen Debatten“ in Internetforen und meinte, man könne Hass nicht mit Hass bekämpfen. Eustacchio mahnte, wachsam zu sein und Zivilcourage zu zeigen.

Elie Rosen sagte am Tag nach dem tätlichen Angriff auf ihn: „Ich glaube jede physische Attacke hat, auch wenn sie keine physischen Folgen hat, durchwegs einen psychischen Impact. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, es geht mir ganz locker. Ich bin dabei das zu verarbeiten. Es ist nicht nur die physische Attacke gegen mich, sondern die Attacken gegen die jüdische Gemeinde per se. Wir werden uns nicht unterkriegen lassen und ich auch nicht. Wir schauen positiv in die Zukunft.“

Rosen sagte auf APA-Nachfrage, dass die Mitglieder der jüdischen Gemeinde sehr betroffen seien: „Wir sind eine sehr kleine Gemeinde, die sehr solidarisch ist und sie hofft, dass sie von Stadt und Land unterstützt wird und dass politische Signale kommen werden - und sie kommen. Den Mitgliedern ist es wichtig das Gefühl zu bekommen, wahrgenommen zu werden und auch gewollt zu sein.“ Der Präsident der jüdischen Gemeinde sagte weiter: „Extremismen machen nicht Halt: Wir haben es mit Antisemitismus und Homophobie zu tun. Das soll uns wachrütteln, dass so etwas schnell überschwappen kann und übergreift. Niemand darf sich allzu sicher sein. Umso mehr müssen wir gegen jede Art von Hass vorgehen. Wir, die jüdische Gemeinde, sind da auch nicht blind und sehen es nicht nur auf uns bezogen: der Dominoeffekt ist recht rasch greifbar.“