„Alan Kurdi“ bringt 125 Gerettete nach Sardinien
Das deutsche Rettungsschiff „Alan Kurdi“ hat mit 125 Bootsmigranten an Bord im Hafen der italienischen Stadt Olbia auf Sardinien angelegt. Das berichtete die deutsche Betreiberorganisation Sea-Eye. Das italienische Rettungsschiff „Mare Jonio“ ist dagegen von den italienischen Behörden im Hafen der sizilianischen Stadt Pozzallo festgesetzt worden. Vor Libyen ist indes ein weiteres Flüchtlingsboot gesunken.
Verlassen dürfen die Menschen, die sich auf der Alan Kurdi derzeit befinden und im Mittelmeer aus Seenot geborgen worden waren, das Schiff derzeit noch nicht. Ihr Ausschiffen könne noch einige Stunden auf sich warten lassen, sagte Gorden Isler, Vorsitzender von Sea-Eye. Zuvor hatte das italienische Innenministerium nach tagelangem Zögern die Genehmigung zum Einlaufen gegeben. 80 Prozent der Menschen sollten nach der Ankunft auf andere europäische Länder verteilt werden, hieß es in Rom.
Parallel zur Ankunft im Hafen gab ein einen Protest, angeführt von einem Politiker der rechten Lega von Matteo Salvini, gegen das Ausschiffen der Menschen. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Adnkronos stoppte die Polizei die meisten Teilnehmer der Gruppe. Nur ein Regionalrat und der Lega-Parlamentarier Eugenio Zoffili aus Rom seien auf den Pier gelassen worden. Zoffili protestierte von dort in einem Facebook-Video. Er sprach davon, dass Sardinien als Urlaubsinsel nicht die gleichen Probleme mit „illegalen Einwanderern“ haben dürfe wie die kleine Insel Lampedusa.
Die Mare Jonio konnte indes überhaupt nicht in See stechen um schiffbrüchige Migranten zu retten. Die Crew wurde daran gehindert, an Bord zu gehen. Der Beschluss wurde nach einer mehrstündigen Inspektion gefasst, teilte die italienische NGO „Mediterranea Saving Humans“, Betreiberin des Schiffes, mit.
„Das Schiff kann jetzt keinen weiteren Einsatz im Mittelmeer starten. Die tödlichste Grenze der Welt verliert somit ein weiteres Schiff, das in fast zwei Jahren 374 Menschen in Sicherheit gebracht hat“, so die Hilfsorganisation am Freitag in einer Presseaussendung. Sie beklagte eine systematische Verhinderung von Rettungsoperationen durch die italienischen Behörden.
Die Seenotrettung im Mittelmeer vor Libyen und Tunesien ist ein umstrittenes Thema. Italien und Malta lassen gerettete Migranten oft Tage oder Wochen auf Schiffen ausharren, ehe ihnen die Einfahrt in einen Hafen erlaubt wird. Südlich von Sizilien, vor der Küste Libyens, befürchtet die Internationale Organisation für Migration (IOM) indes erneut viele Tote nach einem Bootsunglück. Drei Leichen seien aus dem Mittelmeer geborgen worden, teilte die Organisation am Freitag auf Twitter mit. Sie geht zudem davon aus, dass weitere 13 Vermisste ertrunken sind. Fischerboote brachten demnach 22 Überlebende zurück nach Libyen, nachdem das Boot am Vorabend gesunken war. Nach Angaben der IOM starben in diesem Jahr bisher rund 430 Migranten auf dem Seeweg auf der zentralen Mittelmeerroute nach Südeuropa.