Mit Husten in die Arbeit? "Auch Verkühlung gehört zuerst abgeklärt"
Kranke Kollegen gefährden ihre eigene Gesundheit und sind eine Ansteckungsquelle.
Von Nina Zacke
Innsbruck – Die Temperaturen sinken, die Viruszahlen steigen. Und die Unsicherheit unter Arbeitnehmern ist groß: Wer noch im letzten Jahr trotz Schnupfen und kratzigem Hals in die Arbeit ging, dürfte im Jahr 2020 vorsichtiger sein.
Laut dem aktuellen Arbeitsklima-Index gaben 65 Prozent der Österreicher an, in den letzten sechs Monaten trotz eingeschränkter Gesundheit gearbeitet zu haben. Vor allem auch aus Angst, den Job zu verlieren, was die Krise mit Sicherheit verstärkt hat. Dieses Verhalten von Arbeitnehmern, die aus Angst vor negativen Konsequenzen trotz Krankheit am Arbeitsplatz erscheinen, nennen Experten Präsentismus. Die betroffenen Personen „gefährden damit die eigene Gesundheit, verzögern den Heilungsverlauf und sind eine Ansteckungsquelle für ihre Kolleginnen und Kollegen“, sagt Ärztekammerpräsident und Mediziner Artur Wechselberger. Zudem verursachen sie durch ihre verminderte Leistungsfähigkeit Kosten für das Unternehmen und die Gesellschaft, etwa durch verminderte Produktivität, häufigere Fehler oder erhöhte Unfallzahlen.
Grundsätzlich sollen Menschen nur gesund zur Arbeit gehen, rät Wechselberger. Auch eine Verkühlung gehöre zuerst abgeklärt, da hinter dem Sammelbegriff „Verkühlung“ verschiedene Krankheiten stecken können. Auch die Ansteckungsgefahr, die von einer Verkühlung ausgehen könne, ist nicht zu unterschätzen, weiß der Mediziner.
Daher sollten Berufstätige bei ersten Krankheitssymptomen, ob Schnupfen, Husten oder Fieber, unbedingt einen Mediziner konsultieren: „Primär sollte mit der Hausärztin oder dem Hausarzt telefonisch Kontakt aufgenommen werden, die dann über das weitere Vorgehen beraten“, empfiehlt der Ärztekammerpräsident. Die Herausforderung bestehe darin, zu eruieren, „ob der geschilderte Schnupfen und Husten, mit und ohne Fieber, nicht Symptom einer meldepflichtigen SARS-CoV-2-Infektion ist oder ob andere Ursachen dahinterstecken“. Die Unterscheidung sei auch für Ärzte überaus schwierig und oft nur durch einen Corona-Test möglich, so Wechselberger.