Tiroler Betrieb mit Tagesmutter: Wenn Kinder mit zur Arbeit kommen
Cura Cosmetics ist das erste Tiroler Unternehmen mit betrieblicher Tagesmutter. Aus unternehmerischer Sicht ein Wettbewerbsvorteil. Bei der Projektrealisierung unterstützte der Verein Frauen im Brennpunkt.
Von Nina Zacke
Innsbruck – Während Carolina Guiñazú mit den Kindern in der Puppenküche spielt, sitzen deren Mütter zwei Stockwerke weiter oben an ihrem Schreibtisch und beantworten E-Mails. Guiñazú ist seit Juni dieses Jahres Betriebstagesmutter im Curalino, der neu gegründeten internen Kinderbetreuungseinrichtung der Cura Cosmetics Group in Innsbruck. Das Kosmetikunternehmen bietet damit vier Betreuungsplätze für Kinder vom Babyalter bis zu 14 Jahren an. Bei Bedarf können dort bis zu acht Kinder betreut werden.
„Der Geschäftsleitung war eine interne Kinderbetreuung wichtig, aber anfangs war noch nicht klar, wie diese genau ablaufen sollte“, erklärt Katrin Winterle-Preindl, Personalleiterin bei Cura, den Start des Projekts. Das Unternehmen stellte sich die Frage, was Eltern am meisten stresst und wie sie diesen Teil aus unternehmerischer Sicht abdecken könnten. Den alltäglichen Stress des Bringens und Abholens der Kinder kennen berufstätige Eltern nur zu gut. „Man muss um Punkt 13 Uhr beim Kindergarten sein, rechtzeitig losfahren, den Verkehr einplanen, um das Kind nach der Arbeit pünktlich abzuholen, das ist ein enormer organisatorischer Aufwand“, sagt Winterle-Preindl. Mit der betrieblichen Kinderbetreuung bei Cura Cosmetics entgehen Mitarbeiter künftig diesem Stress. Mutter bzw. Vater gehen morgens gemeinsam mit dem Kind in dasselbe Gebäude, das Kind ins Curalino, der jeweilige Elternteil in sein Büro und zum Mittagessen treffen sie einander wieder in der Kantine. Dass die Entscheidung zu Gunsten des Curalinos ausgefallen ist, ist nicht zuletzt Judith Williams, Beauty-Expertin und Mehrheitsgesellschafterin der Cura, zu verdanken. Williams war diese Institution zur Unterstützung von Familien mit berufstätigen Eltern im Allgemeinen sowie von Frauen beim Wiedereinstieg ins Berufsleben im Speziellen eine Herzensangelegenheit.
Und diese Form der Kinderbetreuung bietet nicht nur einen immensen Vorteil auf Seiten berufstätiger Eltern. „Der Mehrwert neben der Unterstützung der Mitarbeiter ist das Employer Branding, eine betriebliche Kinderbetreuung bietet einen großen Wettbewerbsvorteil“, ist Winterle-Preindl überzeugt. Mütter können nach der Karenz schnell wieder zurückkommen, weil das Kind intern bestens betreut werde, sagt die Cura-Personalleiterin und ergänzt weiters, dass „das oftmals einen früheren Wiedereinstieg ermöglicht, weil Mütter oder Väter wissen, dass sie im Falle in der Nähe ihrer Kinder sind“. Dabei werden qualifizierte Mitarbeiter langfristig ans Unternehmen gebunden.
Unterstützt wurde Cura bei der Realisierung des Projekts vom Verein Frauen im Brennpunkt. Auf dessen Vorschlag hin wurde vor knapp drei Jahren eine gesetzliche Verankerung zur betrieblichen Kinderbetreuung in Tirol bewirkt. Der Verein kennt die Rahmenbedingungen und bildet die Tageseltern aus.
Leider schrecke vorerst der organisatorische Aufwand, der dahinterstecke, sagt Claudia Birnbaum. Birnbaum ist Geschäftsführerin von Frauen im Brennpunkt (FIB). Die Firma muss familienkonforme Räumlichkeiten bereitstellen, etwa einen größeren Raum zum Spielen und Aufhalten, einen kleineren Raum zum Schlafen oder Ruhen, eine Kochmöglichkeit sowie ein Badezimmer und ein WC. Bei der Umsetzung und Bewilligung der Räumlichkeiten unterstützt Frauen im Brennpunkt. Die Tagesmutter oder der Tagesvater ist beim Verein angestellt. Darüber hinaus kümmert sich dieser um die Fortbildung und Reflexion der Tageseltern und um eine Vertretung im Krankheitsfall. Hinzu kommt, dass das Land Tirol die Errichtung einer betrieblichen Kinderbetreuung durch Tageseltern als Investitionsförderung mit bis zu maximal 10.000 Euro unterstützt. Auch der laufende Betrieb wird finanziell gefördert. Das Land zahlt hierzu bis zu 50 Prozent der Betreuungskosten an den Betreiber der Tagesstätte.
Strategisch gesehen sei es eine Investition in das Unternehmen, sozusagen ein Imagegewinn als Arbeitgeber, bringt es Birnbaum auf den Punkt. Denn: Die Wertschöpfung der Mitarbeiter bei familienfreundlichen Unternehmen sei höher, der Betrieb investiere letztendlich in die Motivation der Beschäftigten. „Es ist vor allem auch ein Statement nach außen, das Unternehmen stellt damit seine gesamtgesellschaftliche Verantwortung unter Beweis“, sagt sie. Somit eine Win-win-Situation für Eltern und Unternehmen.