„Böser Wolf“: Tiroler Künstler regen Denkprozess an
Die einen wollen ihn schützen, die anderen lieber heute als morgen aus dem Land jagen. Kulturschaffende suchen einen neuen, konstruktiven Umgang mit dem Mythos Wolf.
Innsbruck, Imst – Wer kennt sie nicht, die Geschichten aus der Kindheit – von Isegrim, dem Wolf, von Rotkäppchen oder den sieben Geißlein. Vom Werwolf und vom Wolf im Schafspelz – einem Menschen, der seine bösen Absichten verbirgt. Die Wiederansiedlung in den Alpen fügt dem Mythos des bösen Wolfs noch die reale Bedrohung als Schafe jagendes Raubtier hinzu, nach mehreren Rissen forderten verunsicherte Züchter zuletzt ein wolfsfreies Tirol.
Während Jäger und Bauern über Herdenschutz debattieren, suchte der Imster Feuerkünstler Gebhard Schatz einen neuen Zugang zu dem polarisierenden Thema und initiierte ein Symposium mit dem Motto „Unserallerland“, das auch Außenseiter miteinbezieht – samt Wanderausstellung zum Mitmachen in Innsbruck und Imst.
Ziel ist eine realistische, nicht verklärende, aber auch nicht einseitige, verdammende Auseinandersetzung über den Wolf, der laut Schatz viel mehr ist als ein „großer Beutegreifer“. Er möchte damit einen Denkprozess anregen, der mehrere, auch positiv besetzte Seiten beleuchtet: wie den Wolf, der den Mond anheult oder als Begleiter der Indianer, die ihn verehrten. Abenteuerschriftsteller schrieben über den Sozial- und Familiensinn der Tiere. Auch eine Dauereinrichtung in Form eines Bär-, Luchs- und Wolfshauses, ähnlich dem Steinbockzentrum im Pitztal, ist angedacht.
Die vielen Beiträge von Künstlern und Besuchern der Ausstellung sind für Schatz der Beweis, wie groß das Interesse und vielfältig das Thema ist: Darunter finden sich Gedichte wie „Alles nur ein Märchen?“, Zeichnungen, Grafiken, Kasperle- und Wolfsmarionetten. „Es geht nicht darum, radikal Stellung zu beziehen, sondern Meinungen und Vorstellungen zuzulassen.“
Fortsetzung folgt am Samstag und Montag, 24. und 26. Oktober, jeweils um 17 Uhr vor der Tschett-Feuergalerie in Imst. (ms)