Schwere Unwetter in Norditalien und Südfrankreich

Starkregen und Überschwemmungen haben am Samstag Norditalien und Südfrankreich heimgesucht. Zwei Todesopfer, elf Vermisste und Schäden in Millionenhöhe wurden in den schwer betroffenen nordwestlichen Regionen Piemont, Ligurien und Aostatal gemeldet. Es wird auch nach Vermissten gesucht. Ähnliches gilt nach schweren Überschwemmungen auch für die französische Cote d‘Azur.

In der piemontesischen Provinz Cuneo wurde ein Vermisster gemeldet. Der Mann soll von einem über die Ufer getretenen Fluss weggerissen worden sein. Ein weiterer Vermisster wurde in der Provinz Vercelli gesucht. Dabei handelt es sich um einen Autofahrer, der mit seinem Fahrzeug auf einer eingestürzten Straßenstrecke unterwegs war. Eine Person, die ihm im Auto saß, konnte sich retten.

Die Flüsse Sesia und Dora traten im Piemont über die Ufer, die Bahnverbindungen kamen zwischen den Städten Vercelli und Novara zum Erliegen. Sechs Touristen mussten in Vercelli in Sicherheit gebracht werden.

Nach heftigen Niederschlägen trat der Fluss Borsa in der ligurischen Hafenstadt La Spezia über die Ufer und verursachte Überschwemmungen. In Bargone bei Genua trat der Fluss Rio Battana über die Ufer. Tonnen von Holz wurden vom Wasser weggerissen und gerieten ins Meer, was im Hafen von Genua zu erheblichen Problemen führte.

Der Fluss Roya überschwemmte einige Straßen der italienischen Stadt Ventimiglia unweit der französischen Grenze. Heftige Niederschläge gingen auch um den Lago Maggiore nieder.

Die Schlechtwetter-Front zog in Richtung Venetien und in den Süden. In der Dolomiten-Stadt Belluno verbot der Bürgermeister per Erlass, dass sich Menschen Flüssen nähern. Die Zugänge zum Fluss Piave wurden gesperrt. Den Bürgern wurde geraten, an diesem Wochenende keine Ausflüge zu unternehmen.

Venedig ist an diesem Wochenende erstmals seit Beginn des Herbstes mit Hochwasser konfrontiert. Am Samstag wurde zum ersten Mal die Hochwasserschutzanlage MOSE aufgestellt, die im Juli erfolgreich getestet worden war. Die Aufstellung verlief reibungslos, berichteten die städtischen Behörden. „Das Barriere-System funktioniert und die Lage ist unter Kontrolle. Das ist eine gute Nachricht für Venedig“, sagte der Präfekt der Lagunenstadt, Vittorio Zappalorto.

Aus Sorge vor Hochwasser sagten bereits Touristen ihren Aufenthalt in der Lagunenstadt ab, klagte der Verband der venezianischen Hoteliers, AVA. Vor einem Jahr hatte eine Rekord-Flutwelle Schäden in Millionenhöhe verursacht.

Nach schweren Überschwemmungen an der französischen Cote d‘Azur suchen Rettungskräfte auch dort nach zehn Vermissten. Darunter seien zwei Feuerwehrleute, deren Fahrzeug während eines Einsatzes am späten Freitagabend von den Fluten mitgerissen wurde. Ausgelöst wurden die Überschwemmungen durch schwere Regenfälle in der Region um Nizza. Für die Stadt wurden gefährliche Flutwellen vorhergesagt. Der Fluss Var trat über die Ufer. Der Flugverkehr wurde eingestellt, Bahnhöfe geschlossen.

In einem Dorf rund 50 Kilometer nördlich von Nizza wurden zwei Bewohner vermisst, die sich vor dem steigenden Hochwasser auf das Dach ihres Hauses geflüchtet hatten - das Haus stürzte nach Behördenangaben ein und die zwei Menschen verschwanden in den Fluten. Dutzende Menschen wurden nach Feuerwehrangaben vor den Überschwemmungen in Sicherheit gebracht. Ein Vertreter der Präfektur Alpes-Maritimes sprach von einer „noch nie dagewesenen Lage“, große Gebiete seien von Überschwemmungen betroffen und mehrere Dörfer von der Außenwelt abgeschnitten. In dem Dorf Saint-Martin-Vesubie stürzte eine Brücke ein. Ein Parlamentsabgeordneter berichtete, die Tankstelle des Ortes sei von den Fluten mitgerissen und mehrere Häuser stark beschädigt worden.