Innsbruck-Land

Naturpark Karwendel ist „Österreichischer Naturpark des Jahres 2020“

Im Angesicht des mächtigen Bettelwurf-Massivs zeigten sich alle Beteiligten mächtig zufrieden: Naturpark-Geschäftsführer Hermann Sonntag, LHStv. Ingrid Felipe, Naturpark-Obmann Josef Hausberger und Johann Thauerböck, Präsident des Verbands der Naturparke Österreichs (v. l.).
© Domanig

Gestern nahmen die Verantwortlichen des Naturparks Karwendel offiziell die Urkunde als „Österreichischer Naturpark des Jahres“ entgegen. Besucherlenkung, Bildungs- und Freiwilligenarbeit überzeugten die Jury.

Von Michael Domanig

Absam – Die offizielle Verleihung musste Corona-bedingt mehrfach verschoben werden, eine feierliche Übergabe am Hafelekar kam wetterbedingt nicht zustande. Gestern war es nun aber endlich so weit: Die Führung des Naturparks Karwendel durfte die Urkunde als „Österreichischer Naturpark des Jahres 2020“ entgegennehmen – in kleinem, aber feinem Rahmen in der Naturpark-Gemeinde Absam, die mit dem Halltal über einen wichtigen „Eingang“ ins Gebiet verfügt.

Eine Fachjury hat sich unter fünf Bewerbern aus ganz Österreich für den Naturpark Karwendel entschieden – mit 727 km2 Tirols größtes Schutzgebiet und der größte Naturpark Österreichs. Vom Seefelder Plateau bis zum Achensee, vom Inntal bis zur bayerischen Grenze reicht das Gebiet, das fünf Tourismusverbände, 16 Gemeinden und über 100 Almen umfasst.

Der neu gewählte Präsident des Verbands der Naturparke Österreichs, Johann Thauerböck, nannte wesentliche Kriterien für die Auszeichnung: Eines davon ist die Besucherlenkung, u. a. durch das seit 2010 bestehende, inzwischen ganzjährig angestellte „Naturpark-Ranger“-Team: Die Experten erklären Besuchern Flora und Fauna, leiten geführte Wanderungen, erstellen Artenlisten, sammeln Müll ein und vieles mehr. Eine Vorreiterrolle nimmt der Naturpark auch bei der Freiwilligenarbeit ein: Unter dem Motto „Team Karwendel“ helfen Ehrenamtliche bei Alm- und Biotoppflege oder Aufforstungen. Auch die gute Zusammenarbeit mit mehr als 90 Projektpartnern habe die Jury beeindruckt, so Thauerböck.

Mit den Menschen in die Natur hinauszugehen, sei am wichtigsten, wenn es um Bewusstseinsbildung und Wissensvermittlung gehe, betonte der Verbandspräsident: „Solche Erlebnisse werden im Gehirn gespeichert.“

Als Naturpark gelte es, verschiedenste Interessen unter einen Hut zu bringen – und zu schauen, „dass die Natur nicht unter die Räder kommt“, umriss Geschäftsführer Hermann Sonntag die Ziele im Naturpark Karwendel.

Die Naturpark-Arbeit umfasst vier Bereiche: Naturschutz (von alpinen Wildflüssen bis hin zu Tieren wie dem Flussuferläufer, die in Tirol auf der Roten Liste stehen), Erholung und Naturtourismus, Wissenschaft und Forschung sowie Umweltbildung: In den Karwendel-Gemeinden gibt es inzwischen sechs Naturpark-Schulen und je einen Naturpark-Kindergarten und Naturpark-Hort. Für Kinder von sieben bis 14 Jahren wird zudem z. B. eine „Junior-Ranger-Ausbildung“ angeboten.

Bei der – vom Land Tirol initiierten – Gründung des Naturparkvereins 2008 habe es „einiges an Skepsis“ gegeben, erinnert sich Josef Hausberger, Bürgermeister von Eben und Obmann des Naturparks – etwa von landwirtschaftlichen Nutzern, Touristikern und einzelnen Bürgermeistern. Doch der Naturpark habe sich als „Erfolgsgeschichte“ erwiesen, es sei gelungen, „Naturschutz und Tourismus zusammenzuführen“.

LHStv. Ingrid Felipe nannte die Auszeichnung ein „Highlight in einem schwierigen Jahr“ – und freute sich besonders, dass nach dem Zillertal (2015) und dem Tiroler Lech (2017) nun erneut ein Tiroler Naturpark die Jury überzeugen konnte.

Das Thema Besucherlenkung, darin waren sich alle Beteiligten einig, werde gerade im stark touristisch geprägten Tirol künftig noch wichtiger werden. Nutzerkonflikte bei starkem Andrang gab es heuer auch im Karwendel-Gebiet (Stichwort Vomperloch).

Österreichweit gibt es aktuell 47 Naturparke von Vorarlberg bis ins Burgenland, mit einer Gesamtfläche von rund 500.000 Hektar. In diesen Gebieten leben immerhin ca. 500.000 Menschen.

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