Weitere Proteste gegen strengeres Abtreibungsverbot in Polen

Hunderte Menschen haben in Warschau und mehreren anderen Städten Polens gegen eine Verschärfung des Abtreibungsverbots protestiert. Es war bereits der dritte Protesttag nach der Entscheidung des polnischen Verfassungsgerichts, dass auch Schwangerschaftsabbrüche aufgrund schwerer Fehlbildungen des ungeborenen Kindes verfassungswidrig seien.

Der Fernsehsender TVN24 zeigte Bilder von Demonstranten aus der Stadt Lodz, die Plakate mit der Aufschrift „Halten Sie Abstand zu meiner Gebärmutter!“ oder „Hände weg von meinem Körper!“ trugen. An die Höchstrichter und Politiker richteten einige die Frage „Schämen Sie sich nicht?“ Richter und Politiker hätten „über die Frauen hinweg gegen sie entschieden“, kritisierten die Kundgebungsteilnehmer auch in Warschau.

Die umstrittene Entscheidung der Verfassungsrichter bedeutet eine weitere Verschärfung des ohnehin strengen Abtreibungsrechts im katholisch geprägten Polen. Bisher galt eine Ausnahmeregelung vom Abtreibungsverbot für den Fall, dass das ungeborene Kind schwere Fehlbildungen aufwies. Diese Gesetzesregelung verstoße gegen das in der Verfassung garantierte Recht auf Leben, entschieden die Höchstrichter nun aufgrund einer von konservativen Parlamentariern eingebrachten Beschwerde.

Im Jahr 2019 wurden in den Krankenhäusern Polens nur rund 1.100 Schwangerschaftsabbrüche ausgeführt - in fast allen Fällen aufgrund des nun für rechtswidrig erklärten Paragrafen.

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