Nationalfeiertag ganz im Zeichen der Pandemie
Der heurige Nationalfeiertag stand ganz im Zeichen der Pandemie. Der Heldenplatz, wo sich normalerweise Hunderttausende Menschen versammeln und Hunderte Rekruten öffentlich angelobt werden, wurde großräumig abgeriegelt. Im Inneren der Absperrung fand ein Mini-Festakt mit zwölf Rekruten, zwei Regierungsmitgliedern, dem Bundespräsidenten und Vertretern der Geistlichkeit statt. Die Bevölkerung konnte zumindest via TV dabei sein. Auch die Ansprachen wurden von Corona dominiert.
Alle Politiker appellierten an die Bevölkerung, weiter durchzuhalten und zusammenzuhalten. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) stellte die Österreicher auf harte Herbst- und Wintermonate und bevorstehende „Anstrengungen“ ein: „Die nächsten Monate werden ein Kraftakt für uns alle.“ Die Krise verlange allen viel ab. Viele seien „erschöpft, wollen von Corona nichts mehr hören und können einfach nicht mehr“. Er verstehe das, er wolle auch keine Maske tragen und keine Einschränkungen erdulden. Aber als Regierungschef müsse er den Menschen sagen, „dass wir noch viele Monate mit dem Virus leben müssen. Wir werden durchhalten müssen, bis ein Impfstoff uns eine Rückkehr zur Normalität möglich macht.“
Bundespräsident Alexander Van der Bellen beschrieb die Situation als „ein Boot auf sehr unruhiger See, im dem wir alle gemeinsam sitzen“. „Wir müssen zusammenhalten, um gut durch dieses Unwetter zu kommen.“
In seiner Fernsehansprache zum Nationalfeiertag forderte Van der Bellen die Österreicherinnen und Österreicher auf, sich von der Pandemie nicht unterkriegen zu lassen. „Österreich wird das bewältigen. Miteinander“, sagt das Staatsoberhaupt in der kurzen Rede, die am Abend im ORF ausgestrahlt wird. Außerdem plädiert er für mehr Gelassenheit im Umgang mit der Krise und mahnt „rechtzeitige, verständliche und nachvollziehbare Kommunikation“ ein.
Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) widmete den großen Teil ihrer Rede dem Bundesheer, das beim Nationalfeiertag eine besondere Rolle spielt. Beginnend mit der ersten Welle haben tausende Soldaten an der Bewältigung der Krise gearbeitet und Millionen von Arbeitsstunden geleistet. Und jetzt, „mitten in der zweiten Welle, müssen wir feststellen, dass dieser Kampf noch lange nicht gewonnen ist und wir weiterhin unser Heer zur Bewältigung dieser Krise brauchen“.
Laut Kurz haben die letzten Monate gezeigt, dass „ohne ein funktionierendes Bundesheer Krisen wie diese nicht zu bewältigen sind.“ Er versprach daher, dass die Regierung für die nötige Ausstattung des Militärs sorgen werde. In der Ministratssitzung wurden zuvor dementsprechend mehrere Maßnahmen beschlossen, mit denen der Grundwehrdienst und der Milizdienst attraktiver gemacht werden sollen. So bekommen Grundwehrdiener, die sich zur Miliz melden, künftig 400 Euro pro Monat zusätzlich.
Zudem sollen Grundwehrdiener künftig möglichst wenige Einschränkungen und Verkürzungen der Ausbildungszeit durch Assistenzeinsätze haben. Der Fokus ihrer Ausbildung soll „auf der Einsatzfunktion und der Beorderung als Milizsoldat“ liegen.
Die Feierlichkeiten, mit denen die Neutralität hochgehalten wird, wurden live im Fernsehen übertragen. Der ORF spielte dazu Kurzfilme des österreichisches Regisseurs Stefan Ruzowitzky, in denen das österreichische Bundesheer vorgestellt wurde. Darunter auch ein in Tschetschenien geborener Soldat, der von seinen Kindheitserinnerungen an den Krieg in der russischen Teilrepublik berichtete und der Behindertensportler und Paralympics-Sieger Walter Ablinger.
Auf dem Heldenplatz spielte sich nur eine abgespeckte Version der üblichen Festivitäten ab: Es wurden Kränze durch den Bundespräsidenten und die Regierung niedergelegt, Rekruten angelobt und Reden gehalten. Sowohl die traditionelle Leistungsschau des Bundesheeres, die sich zum 25. Mal gejährt hätte, als auch Führungen durch die Hofburg, das Parlament und die Ministerin fanden nur online statt oder fielen überhaupt aus. Die wenigen Regierungsmitglieder, die auftraten, waren mit patriotischen Rot-Weiß-Rot-Masken ausgestattet. Auch das Wetter spielte nicht ganz mit: der Überflug von drei Eurofightern und vier Saab 105 war aufgrund der dichten Wolkendecke nur zu hören, aber nicht zu sehen. Dafür klappte die Landung von fünf Fallschirmspringern zum Ende des Festaktes problemlos.
Die Opposition nutzte den Feiertag für Kritik am Krisenmanagement der Regierung. „Die Regierung muss die zentrale Verantwortung im Krisenmanagement übernehmen. Moderieren allein ist zu wenig“, sagte SP-Chefin Pamela Rendi-Wagner via Facebook. Kritik an der Inszenierung der Feierlichkeiten kam von der FPÖ. „Die Regierung und der Bundespräsident absolvieren am heutigen Nationalfeiertag ihr Standardprogramm“, die Bevölkerung müsse aber daheimbleiben, kritisierte FP-Klubchef Herbert Kickl in einer Aussendung.
Die NEOS plädierten einmal mehr für ein gemeinsames europäisches Heer. Die Neutralität sei früher notwendig gewesen, meinte Vizeklubchef Nikolaus Scherak im ORF, aber: „Es ist ganz einfach so, dass sich die Welt weiter entwickelt hat.“ Dieser Diskussion müsse man sich stellen.
zugegriffen. Inklusive Social Media Auftritte, Livestreams und Privatsender schätzt das Ministerium die Zahl der Besucher am „virtuellen Heldenplatz“ auf eine Million.
bleibt weiter online.
Der ORF hat die vom Verteidigungsministerium am Montag genannten Zuseherzahlen für die Liveübertragung der Nationalfeiertags-Veranstaltung am Heldenplatz dementiert. „Es gibt noch keine Auswertung“, sagte der Unternehmenssprecher zur APA. Demnach werden die Teletest-Zahlen erst am Dienstagvormittag vorliegen.