Bereits mehr als 1.000 Corona-Tote in Österreich
Acht Monate nach den ersten bestätigten SARS-CoV-2-Infektionen in Österreich ist die Zahl der Corona-Toten auf über 1.000 gestiegen. Bis Dienstagfrüh sind 1.005 Personen an den Folgen von Covid-19 gestorben. In den vergangenen 24 Stunden wurden 2.835 Neuinfektionen gemeldet. Deutlich gestiegen ist die Zahl der Patienten im Spital. Sie betrug am Dienstag 1.400 Erkrankte, davon 203 auf Intensivstationen. In Oberösterreich werden wieder bereits geplante Eingriffe verschoben.
Aktiv infiziert sind aktuell 24.789 Menschen. Bisher gab es laut Angaben von Innen- und Gesundheitsministerium (Stand 9.30 Uhr) insgesamt 86.102 Fälle, 60.308 gelten als wieder genesen. Die meisten Neuinfektionen wurden am Dienstag mit 590 aus Niederösterreich gemeldet, in Wien waren es 456, in Tirol 407 und in Oberösterreich 405. Die Steiermark meldete 367 neue Fälle, Vorarlberg 234 und Salzburg 208. In Kärnten kamen 97 Infektionen hinzu und im Burgenland 41.
Die oö. Spitäler beginnen unterdessen wieder damit, Leistungen herunterzufahren und Corona-Patienten gleichmäßig auf alle Häuser zu verteilen, um die medizinische Versorgung so lange wie möglich aufrechterhalten zu können. Zwar kann die Zahl der Intensivbetten noch deutlich aufgestockt werden, der Engpass ist aber das Personal, wurde in einem Hintergrundgespräch am Dienstag deutlich.
„Auch ein sehr gutes Gesundheitssystem kann an seine Grenzen geraten“, warnte Bernd Lamprecht, Vorstand der Klinik für Lungenheilkunde am Linzer Kepler Uniklinikum (KUK). Gefordert sei man vor allem personell. Auf einer Covid-Station brauche man etwa um 50 Prozent mehr Personal als auf einer anderen Station, erläuterte er - das habe vor allem mit der Schutzausrüstung zu tun.
Insgesamt stehen in den oö. Spitälern knapp 7.500 Normal- und 243 Intensivbetten zur Verfügung. Derzeit werden - nach einem starken Anstieg in den vergangenen Tagen - mehr als 330 Covid-19-Patienten in den Krankenhäusern des Bundeslandes behandelt, davon 30 auf Intensivstationen. Die Intensivbetten können zwar etappenweise bis auf 420 aufgestockt werden, das Problem sind aber weniger die Beatmungsgeräte etc., sondern das Personal, warnte Jens Meier, Vorstand der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin am Kepler Klinikum.
Derzeit seien die Intensivstationen in Oberösterreich zu 68 Prozent ausgelastet, rechnete Meier, vor. Um noch auf Notfälle reagieren zu können, sollten Intensivstationen mit maximal 80 Prozent Auslastung laufen. „Wenn die Intensivstation immer zu 100 Prozent voll ist, kann man keine Reanimationen mehr machen oder Autounfälle aufnehmen.“ Man werde daher jene Eingriffe, die sich verschieben lassen, verschieben.
Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) und der Infektiologe und Direktor der Innsbrucker Universitätsklinik für Innere Medizin, Günter Weiss, haben am Dienstag angesichts steigender Zahlen an Covid-19-Patienten in den Spitälern von einer „durchaus ernsten“ Lage gesprochen. „Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, alles in unserer Macht Stehende zu tun, um eine Überforderung unseres Gesundheitssystems zu verhindern“, warnte Platter.
Mit der derzeitigen Bettenauslastung könne die Corona-Pandemie in Tirol noch mit den herkömmlichen Kapazitäten bewältigt werden, teilte das Land mit. In den vergangenen Tagen habe es jedoch eine „starke Steigerung“ an Hospitalisierungen von Corona-Patienten gegeben. „Es gibt derzeit einen deutlich steigenden Trend bei den Coronavirus-PatientInnen, die im Krankenhaus behandelt werden bzw. intensivmedizinisch betreut werden müssen. Wir müssen mit aller Kraft verhindern, dass sich das Virus allen voran in älteren Bevölkerungsgruppen und bei Risikopersonen ungebremst ausbreiten kann, um unser Gesundheitssystem nicht an den Rand des Machbaren zu bringen“, erklärte Weiss. Sowohl der Mediziner, als auch Platter appellierten einmal mehr an die Eigenverantwortung der Bevölkerung.
Die Personen, die sich hierzulande mit dem Coronavirus infizieren, werden derweil immer älter. Lag der Altersschnitt Mitte August noch bei 31,5 Jahren, kletterte er nach kontinuierlichem Steigen mit Herbstbeginn in der Vorwoche auf 42,2 Jahre, geht aus den Daten der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) hervor. Das ist insofern von Bedeutung, als sich tendenziell eher bei älteren Betroffenen stärkere Symptome einer Covid-19-Erkrankung zeigen, was in weiterer Folge oftmals eine stationäre Aufnahme in einem Spital erforderlich macht.