Kulturpolitik

Kritischer Staud wirbelt Staub auf: Tiroler (Kultur-)Politik reagiert

Johannes Maria Staud nimmt sich Tirols Politik zur Brust.
© APA/HELMUT FOHRINGER

Landesregierung, Landestheater und Festspiele Erl reagieren auf die kritischen Aussagen des angriffigen Komponisten Johannes Maria Staud über das vermeintliche "Gönnersystem" in Tirol.

Von Markus Schramek

Innsbruck, Wien, Erl – Komponist Johannes Maria Staud löst mit seinem Interview in der Donnerstag-TT einiges an Nachwehen aus. Der in Wien lebende Tiroler kritisiert, nicht zum ersten Mal, die (Kultur-)Politik in der Heimat. „In Tirol herrscht ein Gönnersystem nach dem Motto ,Die Hand, die dich füttert, beißt man nicht‘“, befindet Staud. Viele Menschen würden ein Unbehagen über die Politik im Land verspüren, hätten aber Angst, sich zu Wort zu melden. Er, Staud, sehe es als seine Pflicht, sich kritisch zu äußern, auch wenn ihm das „karrieretechnisch in Tirol sicher geschadet hat“.

Johannes Reitmeier, Intendant des Landestheaters: „Es waren finanzielle Gründe, weshalb Stauds Oper ,Die Antilope‘ am Landestheater nicht zustande kam.“
© Thomas Boehm / TT

Als Beispiel nennt Staud seine Oper „Die Antilope“. Es sei mit Johannes Reitmeier, dem Intendanten des Tiroler Landestheaters, vereinbart gewesen, dass diese Oper nach der Uraufführung in Luzern (2014) auch in Innsbruck gezeigt wird. „Ohne Angabe von Gründen“ habe das Landestheater die Übernahme aber abgesagt. Staud vermutet als Grund kritische Kommentare, die er zuvor über Tirols Politik geäußert hatte.

Der Landestheaterchef nennt dies „eine unzutreffende Mutmaßung“ Stauds. „Es waren schlicht finanzielle Gründe, weshalb ,Die Antilope‘ am Tiroler Landestheater nicht zustande kam“, erwidert Johannes Reitmeier. Denn: „Die Kosten wären dreimal so hoch gewesen wie bei uns sonst üblich.“

Kulturlandesrätin Beate Palfrader: Ins Programm mische ich mich nicht ein. Ich fördere Kultur so vielfältig wie möglich.“
© Land Tirol/Berger

Reitmeier hegt „keinerlei Ressentiments gegenüber Herrn Staud“. Dessen bisher letzte Oper „Die Weiden“, ein Auftragswerk für die Wiener Staatsoper, hat den Innsbrucker Theaterleiter beeindruckt. Die Staatsopern-Fassung würde die Möglichkeiten des Landestheaters freilich sprengen. Eine verkleinerte Version, an einer solchen arbeitet Staud tatsächlich, „wäre für uns interessant“, sagt Reitmeier.

Kulturlandesrätin Beate Palfrader (ÖVP) weist das von Staud so bezeichnete Tiroler „Gönnersystem“ bei der Vergabe von Förderungen weit von sich. „Ich schätze Herrn Staud sehr, er hat 2009 den Preis für zeitgenössische Musik des Landes erhalten“, erinnert Palfrader. Ins Programm mische sie sich nicht ein: „Ich fördere Kultur so vielfältig wie möglich.“ Auch die beiden Konzerte mit Musik von Staud (heute und morgen im Haus der Musik) „werden vom Land großzügig subventioniert“, betont Palfrader.

Eine Reaktion kommt auch aus Erl. Dort wurde Musik von Staud vor mehr als 20 Jahren ein einziges Mal aufgeführt. Aus dem Umfeld des neuen Intendanten Bernd Loebe wird mitgeteilt, dass an Neuer Musik, wie sie Staud komponiert, grundsätzlich großes Interesse bestehe.

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