Proteste in Italien gegen Theater-Schließungen

In Italien sind Theaterleute, Tänzer und Tänzerinnen auf die Straße gegangen, um gegen die Schließung ihrer Häuser im Zuge von verschärften Anti-Corona-Maßnahmen zu protestieren. In Rom hielten am Donnerstag schwarz angezogene Kulturschaffende Plakate hoch mit der Aufschrift: „Tötet nicht die Kultur“. Auch in Deutschland reagierte der Kultursektor auf die neuerlichen Einschränkungen mit Protest und Unverständnis.

Die Regierung von Premierminister Giuseppe Conte hatte angesichts stark steigender Infektionszahlen angeordnet, dass Kinos, Theater, Spielhallen, Sportstudios und Schwimmbäder schließen müssen. Bars und Restaurants dürfen seit Montag nur noch bis 18.00 Uhr Gäste bedienen.

Gegen die Maßnahmen laufen viele Verbände in Italien Sturm. Am Mittwoch hatten Köche, Restaurantbesitzer und ihre Mitarbeiter auf Plätzen in zahlreichen Städten aus Protest gedeckte Tische aufgebaut. Auch Taxifahrer gingen schon auf die Straßen. Zum Teil gab es gewaltsame Ausschreitungen bei Demonstrationen. Die Regierung machte dafür unter anderem Extremisten von rechts und links verantwortlich.

In Deutschland kritisierte der Bundesverband Schauspiel die geplante Schließung von Theatern als unsinnig. „Gerade kleinere und nicht öffentlich geförderte Häuser werden diesen erneuten und vollkommen unnötigen Schlag vor den Bug nicht überleben“, heißt es in einem offenen Brief, den der Schauspielverband online veröffentlichte. „Ein kultureller Kahlschlag ohne Beispiel wird die Folge sein.“

Als „sehr bitter“ bezeichnete der Intendant des Hamburger Thalia-Theaters, Joachim Lux, die bevorstehende Zwangspause. Die neue Chefin der Münchner Kammerspiele, Barbara Mundel, warf der Politik „komplette Willkür“ vor. In einer Demokratie müssten die Regeln für den Umgang mit der Corona-Seuche verhandelt werden. „Lernen und verhandeln kann man aber nicht, wenn mit Verboten und Willkür durchregiert wird“, sagte Mundel der „Süddeutschen Zeitung“.

Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD) warb um Verständnis für die harten Einschnitte durch den Teil-Lockdown. „Die Infektionslage in Deutschland ist dramatisch. Deshalb müssen nun die Dinge getan werden, die notwendig sind, um das Infektionsgeschehen möglichst zu brechen“, sagte Brosda am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Es gehe dabei nicht darum, die Kulturorte an sich zu schließen, sondern vor allem darum, die Kontakthäufigkeit einzuschränken und dafür einen Monat lang innezuhalten.

Vom Robert Koch-Institut heißt es aktuell, dass derzeit viele der Fälle, für die der Ursprung der Ansteckung bekannt ist, auf private Treffen und Feiern sowie Gruppenveranstaltungen zurückgehen. Das Institut betont aber ausdrücklich, dass die Angaben zum Infektionsumfeld von Ausbrüchen mit Zurückhaltung zu interpretieren seien. Ein wichtiger Punkt dabei ist, dass sich nur für einen Bruchteil der Fälle nachvollziehen lässt, wo die Ansteckung wahrscheinlich stattfand.

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