Berg-Karabach - Aserbaidschan übergibt 30 Tote an Armenien

Im blutigen Konflikt um die Südkaukasusregion Berg-Karabach hat Aserbaidschan Armenien 30 getötete Soldaten und Offiziere übergeben. Das teilte der aserbaidschanische Präsidentenberater Hikmet Hajiyev am Donnerstag mit. Das armenische Verteidigungsministerium bestätigte den Erhalt der Toten und signalisierte Bereitschaft, Aserbaidschan ebenfalls getötete Soldaten zu übergeben. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) habe bei der Vermittlung geholfen, hieß es.

Armenien gab die Zahl der toten Soldaten mit insgesamt 1.166 an, fast 100 mehr als am Vortag. „Operationen wie diese sind sehr wichtig für die betroffenen Familien. Ohne die sterblichen Überreste ihrer Lieben durchleben sie sonst den Schmerz des Verlustes verbunden mit dem Schmerz der Unsicherheit“, sagte IKRK-Regionaldirektor Martin Schüepp.

Armenien warf Aserbaidschan erneut den Bruch der Waffenruhe vor. In Berg-Karabach seien die Hauptstadt Stepanakert, die Städte Schuschi und Martakert massiv beschossen worden. Aserbaidschan begehe „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“, teilte das armenische Außenministerium in Eriwan mit.

Aserbaidschan gab die Zahl der bisher getöteten Zivilisten mit 90 an, am Mittwoch waren demnach bei Angriffen auf die Stadt Barda 25 Menschen getötet worden. Angaben zu Verlusten beim Militär macht das Land mit Blick auf die Zensurbestimmungen während des Kriegsrechts nicht. In Berg-Karabach starben nach armenischen Angaben bisher 40 Zivilisten.

Nach drei in diesem Monat gescheiterten Anläufen für eine Waffenruhe sind an diesem Freitag in Genf neue Verhandlungen zur Lösung des Konflikts geplant. Die Gespräche auf Ebene der so bezeichneten Minsker Gruppe der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) mit den Co-Vorsitzenden Russland, Frankreich und den USA waren von Donnerstag auf den neuen Termin verlegt worden.

Unterdessen haben Armenier in Wien, Genf und New York am Donnerstagnachmittag (MEZ) für die Anerkennung der staatlichen Unabhängigkeit der umkämpften Kaukasusregion Berg-Karabach („Republik Arzach“) demonstriert. Auf dem Muhammad-Asad-Platz bei der UNO-City in Wien-Donaustadt versammelten sich rund 250 Menschen, wie die Polizei auf APA-Anfrage mitteilte. Es kam demnach zu keinen für die Behörden relevanten Vorfällen.

Seit einem Monat tobt zwischen Armenien und Aserbaidschan erneut ein Krieg um das mehrheitlich von Armeniern bewohnte Gebiet Berg-Karabach, das völkerrechtlich zu Aserbaidschan gehört, jedoch bereits 1991 seine Unabhängigkeit erklärt hatte. Diese wird allerdings offiziell von keinem Staat der Welt - auch nicht von der Schutzmacht Armenien - anerkannt. Aserbaidschan wird bei den Kämpfen von dem sprachlich, religiös und kulturell nahestehenden Nachbarland Türkei unterstützt. Russland ist Schutzmacht Armeniens.

Der Konflikt ist bereits jahrzehntealt. Aserbaidschan hatte in einem Krieg nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion vor rund 30 Jahren die Kontrolle über das Gebiet mit etwa 145.000 Bewohnern verloren. Seit 1994 galt eine brüchige Waffenruhe.

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