Armenien bittet Russland wegen Berg-Karabach um Hilfe

Im Konflikt um die Südkaukasus-Region Berg-Karabach hat der armenische Regierungschef Nikol Paschinjan den russischen Präsident Wladimir Putin offiziell um Hilfe gebeten. Paschinjan habe Putin um den Beginn „dringender Konsultation“ gebeten, teilte das Außenministerium in Eriwan am Samstag mit. Dabei solle über „Art und Umfang der Hilfe“ gesprochen werden, „die die Russische Föderation Armenien zur Verfügung stellen kann, um seine Sicherheit zu gewährleisten“.

Berg-Karabach hatte während des Zerfalls der Sowjetunion einseitig seine Unabhängigkeit erklärt. Darauf folgte in den 90er-Jahren ein Krieg mit 30.000 Toten. Die selbsternannte Republik Berg-Karabach wird bis heute international nicht anerkannt und gilt völkerrechtlich als Teil Aserbaidschans. Sie wird aber mehrheitlich von Armeniern bewohnt.

Der Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan um die umstrittene Kaukasus-Region war Ende September wieder voll entbrannt. Seit Beginn der Kämpfe wurden nach offiziellen Angaben beider Konfliktparteien mehr als 1.200 Menschen getötet. Tatsächlich dürfte die Zahl der Toten aber deutlich höher liegen. Putin hatte vergangene Woche von fast 5.000 Toten durch die Gefechte gesprochen.

Beobachter fürchten, dass sich der Konflikt zu einem Stellvertreterkrieg zwischen Russland und der Türkei im Kaukasus ausweiten könnte. Die Türkei unterstützt in dem Konflikt das Nachbarland Aserbaidschan. Russland unterhält gute Beziehungen zu beiden Seiten, gilt aber als militärische Schutzmacht Armeniens.

Versuche der internationalen Gemeinschaft, eine dauerhafte Waffenruhe zu erreichen, scheiterten bisher. Eine von Russland, Frankreich und den USA vermittelte Feuerpause scheiterte bereits kurz nach ihrem Inkrafttreten am Montag.

Bei Gesprächen in Genf konnten sich Armenien und Aserbaidschan am Freitag nicht auf eine neue Feuerpause einigen. Der armenische Außenminister Zohrab Mnatsakanian und sein aserbaidschanischer Kollege Jeyhun Bayramov einigten sich nach Angaben der Vermittler aber darauf, nicht mehr gezielt Zivilisten anzugreifen. Auch über die Bergung von Toten und einen möglichen Gefangenenaustausch wurde den Angaben zufolge gesprochen.

Verwandte Themen