Mehrere Festnahmen nach Messerattacke in Nizza

Nach dem Messerangriff in Nizza mit drei Toten laufen die Ermittlungen auf Hochtouren. Seit der als Terrorismus eingeschätzten Attacke in der Kirche Notre-Dame mitten im Zentrum der südfranzösischen Stadt wurden mehrere Personen in Polizeigewahrsam genommen. Bei den jüngsten Festnahmen in Frankreich handelt es sich um zwei Männer im Alter von 35 und 33 Jahren.

Der ältere der beiden soll laut französischer Nachrichtenagentur AFP mit dem Täter am Tag vor dem Anschlag am Donnerstag direkten Kontakt gehabt haben. Der andere Verdächtige hielt sich während der Festnahme im Haus des 35-Jährigen auf, wie die Agentur am Samstag unter Bezug auf Justizkreise berichtete. Bereits am Donnerstag wurde ein 47-Jähriger gestellt. Nach Angaben aus Ermittlerkreisen konnte ihm jedoch keine Verbindung zu dem Anschlag nachgewiesen werden.

Bei dem Angriff wurden der Mesner und zwei Frauen von einem aus Tunesien stammenden Angreifer getötet. Der 21-Jährige war im September mit anderen Migranten über die italienische Insel Lampedusa illegal in die EU eingereist. Er soll erst kurz vor dem Anschlag in Nizza aufgetaucht sein. Nach der Tat wurde er von der Polizei schwer verletzt und befindet sich nun in einem Krankenhaus.

Auch in Tunesien laufen Ermittlungen. Sicherheitskräfte nahmen am Samstag einen Mann fest, der sich im Namen einer bisher unbekannten Gruppe zu dem Messerangriff in Nizza bekannt hatte. Wahrscheinlich gebe es noch eine zweite Person, die ihm bei der Aufnahme des vorgeblichen Bekennervideos geholfen habe, sagte ein Justizsprecher.

Das Video war nach dem Angriff in den sozialen Medien aufgetaucht. Darin reklamierte ein Mann die Tat für eine Gruppe mit dem Namen „Ansar al-Mahdi in Tunesien und im Mahgreb“. Die Justizbehörden meldeten jedoch Zweifel an, dass eine derartige Gruppe überhaupt existiert. Bisher sei sie noch nicht in Erscheinung getreten.

Für Frankreich ist es innerhalb von nur zwei Monaten der dritte Angriff mit einem mutmaßlich terroristischen Hintergrund. Ende September wurden bei einem Messerangriff unweit der Pariser Büros der Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ zwei Menschen verletzt. Mitte Oktober wurde der Lehrer Samuel Paty von einem 18-jährigen Angreifer enthauptet.

Nach den Anschlägen wollen Berlin und Paris nun beim Treffen der EU-Innenminister am 13. November den Kampf gegen den Terror auf die Tagesordnung setzen. Neben der Reform der europäischen Asyl- und Migrationspolitik solle auch darüber beraten werden, wie die zur Verfügung stehenden Instrumente künftig besser genutzt werden können, um terroristische Gräueltaten zu verhindern.

Der kanadische Premierminister Justin Trudeau sprach sich vor dem Hintergrund der Anschläge in Frankreich für einen vorsichtigen Umgang mit der Meinungsfreiheit aus. „Wir werden die Meinungsfreiheit immer verteidigen“, sagte der Regierungschef am Freitag in Ottawa auf eine Frage zu den umstrittenen Mohammed-Karikaturen. Aber das Recht auf freie Meinungsäußerung sei „nicht grenzenlos“. Die Meinungsfreiheit dürfe andere „nicht willkürlich oder unnötig verletzen“, fügte der Premierminister hinzu.

Damit distanzierte sich Trudeau von der Haltung des französischen Präsidenten Emmanuel Macron. Dieser hatte nach dem islamistischen Anschlag auf einen Lehrer nahe Paris ein klares Bekenntnis zur Meinungsfreiheit abgegeben und erklärt, in Frankreich würden auch in Zukunft umstrittene Karikaturen gezeigt werden.

Trudeau verurteilte die Anschläge als „schrecklich und entsetzlich“. Er betonte, Kanada stehe in „diesen extrem schwierigen Zeiten“ an der Seite Frankreichs.