Festnahme nach Schusswaffenangriff auf Priester in Lyon
Nach dem Schusswaffenangriff auf einen orthodoxen Priester in der französischen Großstadt Lyon ist ein Verdächtiger festgenommen worden. Die Person sei in Polizeigewahrsam, teilte der Staatsanwalt von Lyon, Nicolas Jacquet, am Samstagabend mit. Demnach hatte der Verdächtige bei der Festnahme keine Waffe bei sich. Der aus Griechenland stammende Priester wurde bei dem Angriff am Samstagnachmittag schwer verletzt.
Der Priester war laut Polizei mit einer abgesägten Schrotflinte angegriffen worden. Nach Polizeiangaben war er gerade dabei, seine Kirche zu schließen, als er angeschossen wurde. Der Zustand des 52-Jährigen sei ernst. Der Priester wurde nach Angaben aus Ermittlerkreisen aus kürzester Entfernung zweimal in die Brust geschossen.
Der Angreifer war zunächst flüchtig. Bei dem Festgenommenen könne es sich um die Person handeln, die von Zeugen beschrieben worden sei, erklärte der Staatsanwalt. Die Überprüfung dauere noch an. Das Motiv des Angriffs sei noch unklar, derzeit werde keine Möglichkeit ausgeschlossen, erklärte Jacquet. Die Staatsanwaltschaft von Lyon ermittelt wegen versuchten Mordes.
Erst am Donnerstag waren in Nizza drei Menschen bei einem mutmaßlichen Terroranschlag in einer Kirche getötet worden. Der Messerangriff hatte weltweit Entsetzen ausgelöst. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bezeichnete die tödliche Attacke als „islamistischen Terroranschlag“, die Antiterror-Staatsanwaltschaft nahm Ermittlungen auf.
Regierungschef Jean Castex rief die höchste Terror-Warnstufe für das Land aus. Staatschef Macron kündigte an, die Zahl der zum Schutz von Gotteshäusern und Schulen abgestellten Soldaten von 3.000 auf 7.000 zu erhöhen.
Wegen der erneuten Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen durch die Satirezeitung „Charlie Hebdo“ hat sich die Stimmung in muslimisch geprägten Ländern zuletzt gegen Frankreich aufgeheizt. In Staaten wie Pakistan und Bangladesch gingen zuletzt tausende Menschen bei anti-französischen Protesten auf die Straße und verbrannten Macron-Bilder.
Macron hatte sich nach der Ermordung eines Geschichtslehrers vor zwei Wochen in Paris für das Zeigen der Karikaturen vor dem Hintergrund der Meinungsfreiheit ausgesprochen. Der Pädagoge Samuel Paty war von einem Attentäter enthauptet worden, weil er Karikaturen des Propheten Mohammed im Unterricht gezeigt hatte.
In einem Interview mit dem Fernsehsender Al Jazeera, das am Samstagnachmittag ausgestrahlt werden sollte, erklärte Macron: „Ich verstehe, dass man von Karikaturen schockiert sein kann, aber ich werde niemals akzeptieren, dass man Gewalt rechtfertigt ... Unsere Freiheiten, unsere Rechte - ich sehe es als unsere Bestimmung an, sie zu schützen.“ Er betonte auch, dass die Karikaturen nicht von der französischen Regierung, sondern von freien und unabhängigen Medien veröffentlicht wurden.