Ab jetzt freie Fahrt durch beide Röhren des Perjentunnels
Gestern gingen beide Röhren des Perjentunnels in Betrieb. Die Arbeit geht weiter. Bis 2026 wird auch die Zammer Lötztgalerie vierspurig.
Von Matthias Reichle
Landeck, Zams – Gegen 15.15 Uhr war es endlich so weit. Die Ampel schaltete auf Grün – und das erste Auto fuhr nach der zweijährigen Sanierung durch die Nordröhre des Perjentunnels. Vorerst konnte nur eine Spur pro Richtung geöffnet werden, doch bereits am Donnerstag soll der zweispurige Probebetrieb starten, erklärt Projektleiter Richard Loidl. Im Dezember, wenn alle Einschränkungen fallen, sind dann erstmals 100 Stundenkilometer Höchstgeschwindigkeit im Berg möglich.
Sechs Jahre hat der Vollausbau des Landecker Perjentunnels gedauert – 131 Mio. Euro flossen insgesamt in das Projekt, in dessen Zuge eine zweite Röhre errichtet und die Bestandsröhre aus dem Jahr 1983 saniert wurde. Seit gestern sind die Pkw nun erstmals ohne Gegenverkehr im Bauwerk unterwegs.
Es ist ein Meilenstein für die Asfinag, aber kein Grund, die Hände in den Schoß zu legen. Bis 2026 werden die Arbeiten auf dem Abschnitt der S16 weitergehen. Nächste Etappe ist der vierspurige Ausbau der bestehenden Lötzgalerie und des Lötztunnels, der im kommenden Jahr beginnt, wie Loidl betont. Das soll weitere 60 Millionen Euro kosten. Bereits im Winter werden die Rodungsarbeiten für die Lötzbachbrücke durchgeführt, die ab dem kommenden Frühjahr 2021 errichtet wird.
Durch Felssturz kein einfaches Baulos
Die Abwicklung sei ähnlich wie beim Perjentunnel, so Loidl. „Aktuell ist nicht geplant, die S16 während der Bauphase zu sperren und den Verkehr durch Landeck und Zams umzuleiten.“
Es ist aber kein einfaches Baulos. Nach einem Felssturz vor vier Jahren mussten die ursprünglichen Pläne adaptiert werden. Eine Galerie war aus statischen Gründen nicht mehr ausreichend, stattdessen werden nun beide Röhren in der Lötz als Tunnel ausgeführt. 2022 beginnt man mit dem Bau der 925 Meter langen Südröhre.
Der vierspurige Ausbau der Strecke war ein langgehegter Wunsch der Gemeinden im Talkessel. Durch die notwendigen Sanierungsarbeiten drohten ansonsten lange Sperren der Tunnelbauwerke – der gesamte Verkehr wäre in dieser Zeit durch den Talkessel gefahren. „Mit unserer Investition von 131 Millionen Euro erhöhen wir aber auch deutlich die Verkehrssicherheit für täglich 14.000 Autofahrerinnen und Autofahrer“, sagt Asfinag-Bau-Geschäftsführer Andreas Fromm. Mit Landeshauptmann Günther Platter schnitt er am Vormittag einige Stunden vor der offiziellen Verkehrsfreigabe das Band durch. Dieser lobte die Investitionen in Sicherheit, Lebensqualität und Wirtschaft.
Ursprünglich war die Verkehrsfreigabe des Perjentunnels bereits im heurigen März geplant – die Verzögerungen gingen nicht nur auf Corona zurück. „Der Bestand war anders als in den rudimentären Plänen aus den 80ern. Es sind so einige Aufgaben bei der Sanierung dazugekommen“, so Loidl.
Ohne Kritik blieb der Ausbau allerdings nicht. Anrainer des Westportals beschweren sich seit Inbetriebnahme über steigende Lärmbelastung, die über das Erträgliche hinausgehen würde. Hier gebe es demnächst einen Lokalaugenschein, so Loidl. Es seien weitere umfassende Maßnahmen zur Lärmreduktion geplant, erklärt er.