Gegen Mitverdächtigen lag Terror-Anklage vor

Gegen einer der Männer, die als mögliche Mitwisser bzw. Mittäter am Terroranschlag in Wien in U-Haft genommen worden sind, ist im Zeitpunkt des Blutbads eine Anklage wegen terroristischer Vereinigung vorgelegen. Bei dem Verdächtigen handelt es sich um einen 18-Jährigen, dessen Eltern aus Bangladesch stammen. Die Anklage soll Anfang Oktober beim Landesgericht eingebracht worden sein. Zudem wurde bekannt, dass die Observation des späteren Attentäters abgebrochen wurde.

Dem Verdächtigen - vor seiner Festnahme soll er äußerlich aufgrund seiner Kleidung und Barttracht als strenggläubiger Moslem erkennbar gewesen sein - wird vorgeworfen, sich seit März 2018 für die radikalislamistische Terror-Miliz „Islamischer Staat“ (IS) betätigt und den späteren Attentäter bei dessen Plänen unterstützt zu haben, nach Syrien zu reisen, wo sich dieser dem IS anschließen wollte. Diesbezüglich wird dem 18-Jährigen ein „psychischer Tatbeitrag“ angelastet. Er soll den um zwei Jahre älteren IS-Sympathisanten in Chats bestärkt haben, seine Syrien-Pläne in die Tat umzusetzen. Darüber hinaus wird dem 18-Jährigen die Weiterverbreitung von IS-Propagandamaterial und Nashids - Propaganda- und Kampflieder für den gewaltsamen Dschihad gegen die sogenannten Ungläubigen - angekreidet.

Die Absicht des Attentäters, in Syrien für den IS zu kämpfen, hatte sich im Herbst 2018 zerschlagen, weil er in der Türkei von den Behörden aufgegriffen, inhaftiert und nach Wien zurückgeschickt wurde. Am hiesigen Landesgericht wurde er im April 2019 wegen terroristischer Vereinigung gemeinsam mit einem 22-Jährigen Glaubensbruder verurteilt - jener hatte allerdings nicht versucht, an der Seite des Jüngeren nach Syrien zu gelangen. Vielmehr hatten die beiden noch davor geplant, sich als „Glaubenskrieger“ in Afghanistan zu betätigen, was ebenfalls scheiterte.

Im Zusammenhang mit den Ermittlungen um den Terror-Anschlag in Wien stellt sich zudem immer drängender die Frage, weshalb die Observation des späteren Attentäters abgebrochen wurde. Mitte Juli hatten sich mehrere Terror-Verdächtige in Wien verabredet. Der Attentäter und sein Netzwerk wurden dabei tagelang vom Verfassungsschutz beobachtet. Just zu dem Zeitpunkt, als sich der Attentäter in der Slowakei Munition kaufen wollte, stellte der Verfassungsschutz seine Observationen ein.

Dabei hatten die Staatsschützer nach Informationen der APA detailliert beobachtet, wie der 20-Jährige und sein Wiener Bekanntenkreis vier islamistische Gesinnungsgenossen aus Deutschland und der Schweiz am Flughafen Schwechat abholten. In weiterer Folge sollen sie den ausländischen Gästen ein Kennelernen der Bundeshauptstadt und - wie zu vermuten ist - der lokalen Islamisten-Szene ermöglicht haben.

Der spätere Attentäter und einige seiner Bekannten, die seit dem Wochenende wegen mutmaßlicher Mitwisserschaft bzw. Mittäterschaft am Blutbad in Wien in U-Haft sitzen, führten die Deutschen und Schweizer in unterschiedlicher Zusammensetzung zum Essen aus. Sie besuchten mit diesen Moscheen zum gemeinsamen Gebet und ließen sie in ihren Wohnungen übernachten. Auch einige Sehenswürdigkeiten der Stadt sollen sie den Glaubensbrüdern gezeigt haben.

Der heimische Verfassungsschutz war von Kollegen aus Deutschland gewarnt worden, dass zwei mutmaßliche Dschihadisten auf dem Weg nach Wien waren. Weshalb der spätere Attentäter und sein engeres Umfeld nicht mehr überwacht wurden, nachdem die beiden Deutschen von ihrem Wien-Aufenthalt zurückgekehrt waren, ist weiter unklar.