20 Prozent der Tiroler fühlen sich wegen der Pandemie aggressiver
Erste Forschungsergebnisse der Med-Uni Innsbruck zeigen, dass Jugendliche aus Langeweile verstärkt zu Drogen greifen.
Innsbruck – Es gibt erste Anzeichen, dass die psychische Belastung durch die Corona-Pandemie steigt. Darauf deuten längere Wartezeiten und mehr Anfragen an die Psychiatrie sowie erste Erkenntnisse aus unterschiedlichen Forschungsprojekten der Med-Uni Innsbruck hin. Rund ein Viertel der Bevölkerung könnte psychisch stärker belastet sein als vor der Krise. Experten der Med-Uni Innsbruck warnten jedenfalls vor voreiligen Schlüssen.
„Jetzt ist die Situation belastender als noch im Frühling“, gab Barbara Sperner-Unterweger, Direktorin der Universitätsklinik für Psychiatrie II, bei einer Pressekonferenz am Dienstag zu bedenken. Akute Krisen seien für den Menschen leichter zu bewältigen als chronische Krisen. Psychischer Stress äußere sich unterschiedlich, etwa durch Anspannung, Unruhe, Schlafstörungen, Erschöpfung oder Antriebslosigkeit. „Das Wissen um psychische Reaktionen in der derzeitigen Krisensituation ist wertvoll für die Zukunft“, sagte Sperner-Unterweger.
Pandemie wirkt sich auf Psyche aus
Unterschiedliche Projekte der Med-Uni setzen sich jedenfalls derzeit mit der Frage nach den Auswirkungen der Pandemie auf die Psyche auseinander. Eines befasst sich mit den Auswirkungen der Pandemie auf psychisch kranke Menschen. Befragt werden jene, die 2019 in Nord-, Ost- oder Südtirol in stationärer psychiatrischer Behandlung standen, sowie die Allgemeinbevölkerung. Folgestudien nach jeweils sechs und 18 Monaten sind geplant. „Vor 2021 ist aber nicht mit klaren Ergebnissen zu rechnen“, sagte Hofer. In Tirol habe man bereits rund 1300 Probanden aus der Allgemeinbevölkerung und knapp 420 von einer psychischen Vorerkrankung Betroffene rekrutiert.
„Es gibt, nach einer ersten Auswertung, Anzeichen, dass sich rund 20 Prozent der Allgemeinbevölkerung aggressiver fühlen“, berichtete Alex Hofer, Direktor der Psychiatrie I. Zudem wies er darauf hin, dass Langeweile ein bedeutsamer Faktor ist, wenn es um psychischen Stress geht. Von Langeweile seien vor allem jüngere Menschen zwischen 18 und 30 Jahren betroffen, berichtete der Mediziner. Diese würden, so zeigt die Befragung bisher, jetzt auch häufiger zu Alkohol oder Drogen greifen, „um sich besser zu fühlen“.
Am wenigsten unter der Langeweile zu leiden hätte die Altersgruppe jenseits der 50. Die Experten rieten, sich nicht rund um die Uhr mit dem Thema Corona auseinanderzusetzen, sondern auch mal abzuschalten. (TT, APA)