Anschober erwartet Impfdosen für alle ab 2. Quartal 2021

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) ist nach der Liefervereinbarung zwischen der EU und den Pharmaunternehmen BioNTech und Pfizer optimistisch, im ersten Quartal 2021 Risikogruppen und Gesundheitsmitarbeiter gegen das Coronavirus impfen zu können. De weitere interessierte Bevölkerung könne dann ab dem zweiten Quartal schrittweise geimpft werden. „Dafür bereiten wir derzeit die Impflogistik vor“, erläuterte er am Mittwoch.

Zuerst sollen jene Personen geimpft werden, bei denen das größte persönliche bzw. systemische Risiko besteht, wurde auf APA-Nachfrage im Gesundheitsministerium betont. Es gehe einerseits um das Personal in den Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen, andererseits um jene Menschen, die ein persönliches Risiko haben, einen schweren Krankheitsverlauf zu erleiden oder an einer Covid-19 Infektion zu sterben, verwies das Büro von Anschober auf die ältere Bevölkerung ab 70 Jahren und Angehörige von Risikogruppen.

Die Europäische Union kann bis zu 300 Millionen Dosen des vielversprechenden Corona-Impfstoffs der Firmen BioNTech und Pfizer kaufen. Die EU-Kommission hatte zuvor am Mittwoch formal den Rahmenvertrag mit den beiden Firmen gebilligt, wie EU-Kreise bestätigten. Den EU-Staaten stehen damit Bezugsrechte für den Impfstoff zu, sobald dieser eine Zulassung bekommt. Wann es soweit ist, ist offen.

Der EU-Vertrag sieht den Kauf von 200 Millionen Impfstoffdosen von BioNTech/Pfizer vor und die Option auf 100 Millionen weitere. Nach einer EU-Vereinbarung werden künftige Impfstoffe nach Bevölkerungszahl verteilt. Österreich kann demnach aus diesem Rahmenvertrag mit rund zwei Prozent der Menge rechnen.

Die EU-Kommission hat auch mit drei weiteren Impfstoffherstellern ähnliche Rahmenverträge geschlossen - mit Johnson&Johnson, AstraZeneca und Sanofi-GSK. Auch sie haben aussichtsreiche Impfstoff-Kandidaten am Start. BioNTech und Pfizer hatten am Montag als erste westliche Hersteller vielversprechende Daten aus ihren klinischen Tests vorgelegt. Noch hat aber keiner der Hersteller eine Zulassung für den europäischen Markt. Diese muss bei der Arzneimittelagentur EMA beantragt werden, sobald ausreichende Daten aus klinischen Tests vorliegen.

Die größte Herausforderung bei der Verteilung des Impfstoffs von BioNTech und Pfizer ist, dass der Impfstoff bei einer Temperatur von minus 70 Grad Celsius transportiert werden muss und nicht lange im Kühlschrank gelagert werden kann.

„Wir werden den Impfstoff bei minus 70 Grad verschiffen, er wird dann in zentralen Sites bei minus 70 gelagert, und wenn er dann zur Anwendung kommt, kann er dann fünf Tage im Kühlschrank gehalten werden oder bei Kühlschranktemperatur transportiert werden“, erläuterte BioNTech-Chef Ugur Sahin im Reuters-Interview. „Mit dieser Logistik werden wir die ersten drei Monate arbeiten und wir sind auch zuversichtlich, dass das in Zusammenarbeit mit den Behörden und den Krankenhäusern sehr gut funktionieren wird.“

Es werde weiter daran geforscht, bei welcher Temperatur der Impfstoff wie lange haltbar bleibe. Weitere Erkenntnisse würden im Dezember erwartet.

Unterdessen legte Russland Daten für seinen Impfstoff „Sputnik V“ vor. Dieser zeige eine 92-prozentige Wirksamkeit beim Schutz vor Covid-19, teilte der russische Staatsfonds RDIF am Mittwoch unter Berufung auf Zwischenergebnisse einer Studie mit. „Wir haben einen sehr wirksamen Impfstoff“, sagte Kirill Dmitriev, Leiter des Staatsfonds, der die Forschung finanziert. Russland hatte mit „Sputnik V“ bereits im August als weltweit erstes Land einen Corona-Impfstoff zugelassen und damit die Kritik von Experten auf sich gezogen, da dieser erst weniger als zwei Monate an Menschen getestet worden war.