Graf verpasst Judo-Europameisterschaft und sattelt beruflich um
Die Tulferin Bernadette Graf fällt für die Judo-EM in Tschechien aus. Zudem wechselt die 28-jährige Olympia-Hoffnung vom Heeressport zur Polizei.
Von Benjamin Kiechl
Innsbruck –„Mein großes Ziel ist eine Olympia-Medaille!“, sagt Bernadette Graf. Doch der Weg dorthin ist nicht nur beschwerlich, sondern hält auch Umwege bereit. Bisher war die Judo-EM in Prag (19. bis 21. November) der Strohhalm, an den sich die Tiroler Judo-Kämpferin geklammert hatte. Nach der langen Corona-Wettkampfpause sollte das Turnier ein Befreiungsschlag sein. Doch daraus wird leider nichts.
Nach einer Schulter-Verletzung, die Graf für die Staatsmeisterschaft in Oberwart und den Grand Slam in Budapest außer Gefecht gesetzt hatte, kämpft die Tulferin noch immer mit den Spätfolgen einer Coronavirus-Erkrankung. „Die Schulterverletzung ist zur Gänze ausgeheilt, aber die Corona-Folgen machen mir noch zu schaffen. Ich bin aktuell nicht voll konkurrenzfähig, bereite mich lieber in Ruhe auf das Masters in Katar im Jänner vor“, begründete die dreifache EM-Bronzemedaillengewinnerin.
Tirols Judo-Landesverbands-Präsident Martin Scherwitzl steht voll und ganz hinter der Entscheidung seiner Athletin. „Es macht keinen Sinn, bei der EM zu starten, wenn man nicht fit ist.“ Zudem sei die Verletzungsgefahr zu groß, und auch mental wäre es nicht sinnvoll. Neben Graf (bis 78 kg/JZ Innsbruck) muss Nationaltrainer Patrick Rusch auch auf die beiden Wiener Johannes Pacher (bis 90 kg) und Mathias Czizsek (bis 73 kg) aufgrund von Verletzungen verzichten. Das reduzierte Aufgebot für die EM in Prag umfasst drei Frauen und sieben Männer. Das Präventionskonzept sieht drei negative PCR-Tests für jeden Teilnehmer vor, Kontakte außerhalb von Halle und Hotel sind nicht gestattet.
Wie geht es bei Graf weiter? Das erklärte Ziel bleibt das Masters in Katar (Jänner). „Darauf bereite ich mich in Ruhe vor, ich will dort punkten“, erzählt die Tirolerin, die neuerdings in die Polizeiuniform schlüpft. „Ich bin kürzlich vom Heeressport zur Polizei gewechselt“, sagt Graf, die dabei auch an die Zeit nach der Sportkarriere denkt.